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In Memoriam: Walter Arnold, Madagaskar

Der Urner Strassenbauingenieur Walter Arnold wurde 1996 in Madagaskar ermordet. Er war der Chef des damals grossen Strassenbauprojets der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit (DEZA). Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt und die DEZA zog sich daraufhin schrittweise aus dem ehemaligen Schwerpunktland Madagaskar zurück.

Anlässlich des Besuchs des neuernannten Premierministers Roland KOLO in Genf nahm die Genfer Zeitung Le Temps diesen Fall 2014 erneut auf. Der Text in französischer Sprache

Im Juli 2016 widmete die NZZ am Sonntag einen sechsseitigen Artikel über Walter Arnold unter dem Titel: ‚Was ist 1996 in Madagaskar wirklich geschehen?‘

Rätselhafter Mord in Madagaskar

Warum starb Walter Arnold?
NZZ am Sonntag von Katharina Bracher

Der Mord an einem Schweizer Entwicklungshelfer könnte heute endlich geklärt werden. Walter Arnold, vor 20 Jahren in Madagaskar misshandelt sowie stranguliert, ist wahrscheinlich Opfer eines Komplotts geworden. Es gibt Indizien, dass auch Schweizer daran beteiligt waren.

 ‚Was ist 1996 in Madagaskar wirklich geschehen?‘


Source: Le Temps, mardi 27 mai 2014 Assassinat d’un coopérant suisse non résolu Angélique Mounier-Kuhn

Walter Arnold, chargé du développement des routes, a été sauvagement torturé et tué à Antananarivo le 17 juillet 1996. Le mystère demeure Ressortissant suisso-malgache, Roger Kolo concède «une petite faiblesse» pour son pays d’adoption: «La Suisse aura une place particulière à Madagascar», a-t-il déclaré à l’occasion d’une table ronde organisée par le Swiss-African Business Circle, jeudi dernier à Genève. Pourtant, les relations entre Antananarivo et Berne sont loin d’être aujourd’hui aussi nourries que par le passé. Lorsque la Grande Ile était l’un des pays de «concentration» – prioritaire – pour la coopération suisse. Au début des années 1990, l’engagement helvétique atteignait jusqu’à 20 millions de francs par an, alloués en particulier dans le secteur forestier et les routes.

Mais à l’heure où le monde entier songe à renouer ses programmes de développement avec Madagascar, à Berne. La Direction du développement et de la coopération (DDC) a programmé son retrait définitif pour 2016, après deux décennies de désengagement progressif. En cause, l’assassinat en 1996 du coopérant suisse Walter Arnold, chargé du développement des «routes». Sous sa conduite. Un tronçon de la principale, la RN2 qui relie Antananarivo au port de Tamatave, sur la côte est, a été financé par la Suisse.

Ce 17 juillet, le coopérant est retrouvé mort, sauvagement torturé dans sa voiture au centre de la capitale. Plusieurs équipes de policiers fédéraux se sont rendues sur place. Sans jamais parvenir à élucider l’affaire, faute, rapporte un bon connaisseur du dossier. De collaboration de leurs confrères malgaches. «En ce qui concerne l’aide humanitaire, précise le Département fédéral des affaires étrangères. Madagascar peut toujours compter sur la Suisse en cas d’urgence.» Dans ce domaine, les contributions de Berne s’élèveront à 3,2 millions de francs cette année.

Staatsstreich: niemand interessiert’s!

Madagaskar: Staatsstreich ohne Publikum.
Anlässlich des Verfassungsreferendums am 17. Nov 2010 erklärten ein paar Offiziere die Aufhebung der bisherigen Regierung. Also Staatsstreich. Doch niemand hörte hin.

Die in Nähe des internationalen Flughafens Ivato stationierten Einheiten erklärten die Regierung als aufgehoben. Oberst Charles Andrianasoavina kündigte ein Nationalkomitee der Streitkräfte an, das fortan für die Geschicke Madagaskars zuständig sei. Hinter dem Coup soll General Noël Rakotonandrasano stehen. Der General hat seit langer Zeit auch politische Ambitionen: der ehemalige Premierminister setzte sich vor wenigen Monaten als möglicher Premierminister in Szene. Erfolglos. Nun liess er offenbar seine Männer vortreten. Doch es waren nur 18 oder 20 Offiziere und dies weit ausserhalb der Hauptstadt. ‘Loyale’ Militärs marschierten auf und zündeten gar Tränengas: nur war da kein Gegner, keine Zerstörung, kein Feind.

Die kleine Palastrevolution hat die Weltpresse bewegt, die Madagassen hingegen nicht. Kleinrevolten und Palastdeklarationen gab es bereits zu Zeiten des Allmachtdiktators Ratsiraka in den 80er und 90er Jahren. Damals schon erfolglos. Daher war am ‘Putschtag’ landesweit keinerlei Effekt zu beobachten.

In den 80er Jahren merkte man in Südamerika, dass ein Putsch stattfand, weil die Panzer bei rot über die Ampel fuhren. Politik, Putsch und Militär hatten ‘mit dem Volk’ nichts zu tun.
In Madagaskar machen Putschisten seit Jahrzehnten Deklarationen und hoffen, dass ihnen jemand zuhört. ‘Das Volk’ hat auch diesmal weggehört, denn es weiss, dass es nur schlechter wird, egal wer kommt.

Im Februar 2009 kam der Playboy und ehemalige Diskjokey Andry Rajoelina an die Macht, weil er sich arrogant-frech aufspielte und die Unzufriedenheit der Bevölkerung geschickt ausnützte. Die Bevölkerung war unzufrieden, weil der damalige, legal gewählte Präsident Ravalomanana seine privat-kommerziellen Interessen nicht mit den gemeinschaftlich-staatlichen harmonisieren konnte. Tatsache bleibt: der damalige Staatspräsident brachte das Land voran, der jetzige brachte nur Rückschritt.

Madagaskar bleibt geteilt: ‘das Volk’ lebt wie bislang und es sind auch keine Übergriffe zu vermelden. Die Polit- und Militärclique hingegen schafft keine Einigkeit. Trotzdem bleibt die Tatsache: der neue Herrscher Madagaskars wird ein Militär sein.