Archiv der Kategorie: Eisenbahn und Zug

Informationen rund um das Thema Reisen mit dem Zug: von Fahrplänen, über Videos und Reiseberichte bis hin zu informativen Artikeln über die Oldtimer Zugwaggons und den Dschungelexpress in Madagaskar.

Eisenbahn in Madagaskar 2024

Die Eisenbahn in Madagaskar kämpft ums Überleben. Das Südnetz ist gefährdet. Seit Jahren. 

Erst die gute Nachricht:

Das Schweizer Radio hat im Januar 2024 über ausrangiertes Bahnmaterial berichtet, das ins Ausland ging: Trams nach Rumänien, Postautos nach Chile und eben auch Bahnwaggons nach Madagaskar. Sogar ganze Kompositionen der Forchbahn. PRIORI-Chef Franz Stadelmann berichtet in dieser Radiosendung darüber: Radiosendung und hier Fotos /Text dazu.

Dann die schlechte Nachricht: 

Am Mittwoch, 31. Januar 2024, ist der Zug der Südlinie (FCE) erneut entgleist. Die Bahn war aus Manakara nach Fianarantsoa unterwegs: Bergstrecke! Die betagte Lokomotive BB 1502 (Baujahr 1964) hatte bei der Steigung zwischen Sahasinaka und Fenomby bei Pk 108,5 offenbar Mühe. Kurzum rollte der ganze Zug rückwärts und entgleiste: Tote, Verletzte und grosser Sachschaden.
Mit beteiligt sind auch Passagierwaggons der Schweiz.

Die Steigung zwischen Sahasinaka und Fenomby ist ab der Küste der erste Steile Abschnitt der Bergstrecke der FCE hin zum Hochland . Problem der FCE (Südnetz der madagassischen Eisenbahn) ist und bleibt die Frage des nicht adaptierten Bremssystems.

PRIORI Tipp: FCE: Fianarantsoa-Manakara. Eher die Eisenbahn talwärts fahrend ab Fianatantsoa nach Manakara nehmen (jeweils dienstags und samstags) als die bergwärts fahrende Strecke (sonntags und mittwochs) von Manakara nach Fianarantsoa.

FCE Madagaskar Streckennetz www.madagaskarhaus.ch

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Fianarantsoa nach Manakara

Von Fianarantsoa nach Manakara

Bericht in einem Reisebuch aus dem Jahr 1968

Linie F.C.E.: 163,3 km; dreimal wöchentlich mit einem Triebwagen (Diesel-Draisine) mit Anhänger in 4 bis 4,5 Stunden; Liegestühle und Bar.

Die Idee einer Eisenbahnlinie von Fianarantsoa an die Ostküste entstand schon Ende des 19. Jh. Mit dem Bau wurde aber erst 1926 begonnen. Wegen grosser Schwierigkeiten bei der Ausführung wurde die Linie dann erst im April 1936 in Betrieb genommen. Das Gelände ist sehr kupiert und die zu überwindenden Rampen für eine Eisenbahn sehr steil (stärkste Steigung beträgt 35 ‰). Vom Meer her steigt das Trassee über 163 km auf 1100 m nach Fianarantsoa. Diese Strecke ist somit viel kürzer als die Linie von Tamatave nach Tananarive.

Von Fianarantsoa aus verlaufen die Eisenbahnlinie und die Strasse nach Tananarive nebeneinander, durchqueren die Industriezone und die nördlichen Vororte der Stadt. Der Matsiatra, ein Fluss, dessen Wasser nach Westen in den Kanal von Mosambik fliesst, wird bei km 8 von einem schönen 172 m langen gemischten Eisenbahn- und Strassenbauwerk überquert. Links kann man den heiligen Hügel von Vohimasina und die Residenz der ehemaligen Könige der Betsileo erkennen, und stromaufwärts eine wichtige Fleischkonservenfabrik.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Am Ausgang des Bahnhofs von Forgeot trennt sich die Bahnlinie von der Strasse nach Tananarive, beschreibt eine ausgedehnte Kurve, vorbei an der Wohnsiedlung der Eisenbahner und zieht sich ostwärts durch sanfte Hügel und Reisfelder. Beim P.K. 14.5 gibt es eine fakultative Haltestelle bei Mahatsinjony, wo an gewissen Tagen der grösste Viehmarkt in der Region stattfindet.

Nach dem Zwischenstopp von Sahambavy, das der madagassischen Tannin-Kompanie dient, entdeckt der Reisende zu seiner Rechten ein herrliches Gewässer, das vom Betsileo-Yachtclub geschaffen wurde und an dessen Ufer hübsche Villen liegen. Eine monotone Landschaft, durchsetzt mit Mimosensträucher, setzt sich dann bis zur Wasserscheide, die im  Waldgebietes von Ampitambe liegt fort, wo bei P.K. 27 die Quelle des Faraony liegt.

Das Gelände wird immer eintöniger und kurz darauf wird die Waldstation Ampamaherana in ihrer hübschen Umgebung erreicht.

Nach der Rangierstation Ranomena, P.K. 38,5, einem Dorf, das für seine Flusskrebse bekannt ist, endet das Betsileo-Land, das wir seit Fianarantsoa durchquert haben. Die Eisenbahn beginnt nun den grossen Abstieg mit einem Gefälle von 35 ‰. Links sieht man den grossen Felsen von Tsitondroina, auf den die Bauern nicht mit dem Finger zu zeigen dürfen, um nicht „den Zorn der Götter und die Dürre“ anzuziehen.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Nach der Durchquerung des Tatamaly-Gebietes taucht die Bahn ein in den längsten Tunnel der Strecke mit 1072 m und passiert dann eine Felsterrasse, von wo aus man eine der schönsten Landschaften Madagaskars bewundern kann: rechts ragen steile Felsen in den Himmel, von denen Bäche herunterfliessen und links dehnt sich eine chaotische hügelige Weite aus, so weit das Auge reicht. Während fast einer Stunde zieht nun diese einzigartige Landschaft an Ihren Augen vorbei. Die Bahn schmiegt sich mit vielen Kurven und auch 27 Tunnels dem Relief der Landschaft an.

Beim P.K. 45 erreicht man Andrambovato. Von der Spitze des imposanten Felsens über dem Dorf, kann man an einem klaren Tag das Meer sehen. Beim P.K. 48 überspannt eine Stahlbetonbrücke direkt unterhalb der wunderschönen Mandriampotsy-Fälle den Fluss. Die Eisenbahn klammert sich dann noch weiter an den Rand der Klippe, mit Tunnels, Gräben, Stützmauern, und Aquädukten inmitten einer sehr dichten Vegetation.

Nach dem Halt auf der Station Madiorano („klares Wasser“) und der Überquerung eines Wildbachs bei P.K. 58 über eine weitere imposante Brücke, klärt sich der Wald auf und die ersten Kaffeeplantagen erscheinen. Nach dem wichtigsten Abstieg der Strecke (Höhenunterschied von 600 m auf 20 km) wird Tolongoina erreicht.

Tolongoina (P.K. 62, 385 m Höhe), ist die “Hauptstadt“ im Herzen des Tanala-Landes. Sie ist ein wichtiges Zentrum der Kaffeeproduktion. Eine Strasse führt von hier nach Norden zum Thermal-Kurort Ranomafana und zu den Namorona-Wasserfällen. Die Hitze wird intensiver und die Bambusse konkurrieren mit den Ravinala (Baum der Reisenden) in der Landschaft. Die Strecke ist noch immer kurvenreich, 13 Tunnel und 7 überdachte Galerien folgen aufeinander. Halt in Amboanjobe, dann in Manampatrana, P.K. 82. Der Ort hat einen grösseren Bahnhof und ist Handelszentrum für Kaffee, Maniok, Honig und Wachs. Von hier aus führt auch eine Strasse in Richtung der reichen Unterpräfektur Fort-Carnot.

Die Eisenbahn zieht sich nun entlang der mit Ravinala bedeckten Hügel bis zum Fluss Ionilahy, der bei P.K. 90 von einem eleganten 137 m langen Stahlbeton-Bauwerk überspannt wird. Am anderen Ufer führt die Eisenbahn zwischen Bergrücken und Tälern vorbei und erreicht Mahabaka, ein Kaffeeproduktionszentrum am Zusammenfluss von Ionilahy und Faraony, der nun zu einem schönen schiffbaren Fluss geworden ist.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Die Bahn folgt nun auf einigen Kilometern dem rechten Ufer des Flusses Faraony, bevor die letzte Rampe von Fenomby (107 m Höhe), einem weiteren Kaffeesammelzentrum, beginnt. Die Strecke wird wieder kurvenreich und führt durch bewaldete Hügel und entlang tiefer Täler. Beim P.K. 112 kann man ein Tanala-„Adlernest“ erkennen, das aus etwa dreissig Hütten in einer Reihe besteht.

Der Abstieg wird jetzt etwas sanfter und wir treffen in Sahasinaka (P.K. 118, 25 m.ü.M), einem wichtigen Verwaltungs- und Handelszentrum ein. Der Faraony fliesst nun in Richtung Nordosten, während die Bahn weiter nach Osten fährt, den Ankeba-Pass durch einen 226 m langen Tunnel unterfährt und dann über ein 200 m langes Viadukt aus Natursteinen mit Halbkreisbögen führt.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Die Landschaft wird nun deutlich flacher, man passiert beim P.K. 124 den letzten der 56 Tunnel und wir lassen auch Antaka und Dugommier, das Rosenholzland, hinter uns. Bald erreicht man Fichter mit seiner Fischergenossenschaft und die Landschaft wird eintönig. Am Ausgang des Bahnhofs wird der Tourist auf der linken Seite ein grosses Gebäude mit einem vorspringenden Dach bemerken, der Rova des Mpanjaka Antaimoro (Chef) des Ortes. Das Bahntrassee führt nun oft parallel zur Strasse Fianarantsoa-Manakara.

Die Ambila-Sümpfe mit der Station für agronomische Tests und Forschung werden durchquert und der Mananano-Fluss überquert. Dann erscheinen die ersten Dünen und der Ozean ist nicht weit, der Leuchtturm zeigt dies an. Wir überqueren noch das Flugplatzgelände und dann erreichen wir die Endstation von (163,3 km) Manakara.

PRIORI 2020, Quelle: MADAGASCAR. Les guides bleus, Hachette Paris, 1968; Seiten 117 – 119

Bemerkung des Übersetzers: Der Text stammt aus dem Jahr 1968, also kurz nach der Unabhängigkeit von 1960. Der Inhalt ist wohl noch stark von der Kolonialzeit geprägt und seither haben sich auch Ortsnamen geändert oder sie gibt es nicht mehr. (Peter Elliker, 2020)


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Meine Urlaubswoche

Meine Urlaubswoche
Auch hier in Madagaskar ist es üblich, dass Angestellte Urlaub haben. Ich arbeite bei der Reiseorganisation PRIORI in Antananarivo: einerseits im Büro und andererseits als Tour- und Trekkingguide in ganz Madagaskar.

Während der letzten zwei Wochen hatte ich Urlaub. Dies war eine Gelegenheit, meiner Aufgabe als Sohn und auch als Vater nachzukommen.

Mein Vater arbeitet seit 1989 im Bahnhof von Antananarivo. Zu Beginn seiner Laufbahn bei der Bahn überprüfte er die Fahrgäste in den Zügen nach Tamatave, Antsirabe oder nach Ambatondrazaka. In dieser Zeit erhielten Familienmitglieder Sondertickets mit ermässigten Preisen, so dass die Reise aus der Hauptstadt heraus erschwinglicher wurde.
Mein Vater hatte also ursprünglich als Kontrolleur gearbeitet und dann in der Firma am Bahnhof in Antananarivo, die für die Instandsetzung von Lokomotiven zuständig ist, eine Ausbildung als Techniker absolviert und sich später als Metall-Fräser spezialisiert. Dann, nach einigen Weiterbildungen, stieg er zum Chef aller Techniker auf. In dieser Funktion arbeitet er bis heute.
Da die Arbeitsstelle meines Vaters in Antananarivo war, wohnen meine Eltern seit dieser Zeit in der madagassischen Hauptstadt. Nach 31 Jahren Arbeit in seiner Firma wird mein Vater in diesem Jahr in Rente gehen. Somit können meine Eltern nun in ihren Heimatort zurückziehen.
So bereitete ich in meiner ersten Urlaubswoche den Umzug meiner Eltern in ihre Heimat vor. Während der ganzen Woche, von morgens bis zum Abend, kümmerten wir uns dabei um das firmeneigene Haus, das sie all die Jahre bewohnten. Wir haben die Wände gestrichen, kleine Reparaturen gemacht und anschliessend alles sauber gemacht.

Im Haus in ihrem Heimatdorf wurden eine neue kleine Küche und eine Dusche eingebaut.
Am Samstag, den 3. Oktober 2020 sind meine Eltern dann von der Stadt aufs Land gezogen. Wir transportierten alle Möbel und alle ihre weiteren Sachen auf unseren Schultern bis zum Parkplatz, wo der Umzugswagen bereitstand. Später dann wurde alles vom Umzugswagen in ihr Haus gebracht. Das war schon eine recht schweisstreibende Arbeit für alle, aber die Hauptsache ist, dass alles gut gelaufen ist. Am darauffolgenden Sonntag haben wir alle zusammen gegessen. Die war die offizielle Begrüssung der Familie und ein „Willkommen“, denn sie sind lebendig nach Hause zurückgekehrt. Viele Familienmitglieder in Madagaskar ziehen weit von zu Hause weg, auf der Suche nach einem besseren Leben. Und dann ist es natürlich sehr traurig, wenn diese erst wieder in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie gestorben sind.
Für unsere Familie ist es also ein wirkliches Glück, dass meine Eltern, nach zwei Nierenoperationen und einem Unfall zwar, dennoch gesund heimgekehrt sind.

Die zweite Woche meines Urlaubs habe ich zu Hause mit meiner kleinen Familie verbracht. Wir haben gelacht, uns geärgert, etwas zusammen gespielt, zusammen gegessen. Die wichtigste Sache für mich ist, zu schauen, dass der kleine Camaël, der inzwischen 3,5 Monate alt ist und Mickaëlla, die im November 3 Jahre alt wird, gesund sind.

Der Corona-Virus ist hier nicht mehr so präsent wie vor zwei Monaten und so dürfen alle Schulen ihre Türen öffnen, aber man muss immer noch auf besondere Hygiene achten. Mickaëlla hat am letzten Montag, den 5. Oktober 2020 mit der Schule begonnen. Die kleine Familie war komplett und wir haben sie alle zur Schule begleitet. Schon Monate vorher haben wir ihre Schulmaterialien gesammelt. Die Schultasche hat die Form eines kleinen, roten Rennautos und sie hat auch eine spezielle Wasserflasche von meiner Kollegin aus dem Madagaskarhaus in Basel zum Schulanfang geschenkt bekommen. So war Mickaëlla wirklich froh, zur Schule zu gehen, ohne eine Träne.

Und ich war froh, ihren ersten Schultag miterleben zu dürfen, da ich ja Urlaub hatte. Für mich war es eine unbeschreibliche und reiche Erfahrung, denn während aller wichtigen Tage in ihrem Leben vorher, wie ihre Geburt oder ihre kirchliche Taufe, war ich aufgrund meiner Arbeit, immer abwesend. So habe ich diesen Tag nun wirklich genossen.
Schliesslich nutzte ich meine Urlaubszeit noch, um unser kleines Haus zu verschönern, obwohl es noch nicht ganz fertig ist. So habe ich das Innere des Hauses in 4 Tagen gestrichen.
Die Zeit läuft sehr, sehr schnell und daher möchte ich solche Gelegenheiten einfach nicht verpassen.

Oktober 2020, geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo

Der Dschungelexpress von Madagaskar

Eine Fahrt in den betagten Waggons des „Dschungelexpress“ bedeutet „Madagaskar pur“. Es geht vorbei an den einzigen Teeplantagen der Insel, am See Sahambavy, einem Wochenendziel der reicheren Bergbewohner, vorbei an unzähligen Reisterrassen und Wasserfällen. Der Zug fährt entlang des Flusses Faraony und ermöglicht faszinierende Panoramablicke auf den Regenwald.

Der Dschungelexpress von Madagaskar
Die Bahnlinie wurde während der französischen Kolonialzeit erbaut und gilt aufgrund ihrer schwierigen Trassen-Führung als bautechnische Meisterleistung. 10 Jahre dauerte der Bau der 163 km langen Strecke mit unzähligen Tunneln und Brücken. Er forderte das Leben von über 1000 Arbeitern.

Auf dem filmischen Reiseplan steht auch eine Fahrt mit der Micheline, einem historischen Triebwagen, der noch mit Gummireifen auf den Schienen fährt.

Der Dschungelexpress von Madagaskar
von SUSANNE MAYER-HAGMANN
Erstsendung: 24.10.2014
Eisenbahn-Romantik, SWR Fernsehen

Madagaskar und Forchbahn

Madagaskar und Forchbahn

Lehren gezogen: Verschrotten statt Exportieren

(11.06.2020) In den kommenden Jahren ersetzt die Forchbahn altes Rollmaterial durch neue Züge. Klar ist jetzt schon: Die ausgedienten Fahrzeuge sollen nicht mehr in einem Entwicklungsland aufs Abstellgleis kommen.

Hierzulande ist Madagaskar vor allem bekannt, weil Löwe Alex aus dem New Yorker Zoo mitsamt seinen tierischen Kameraden dort strandete. Das Comic-Spektakel erlebte erfolgreiche Fortsetzungen. Gleiches ist von der Forchbahn auf Madagaskar nicht anzunehmen. Gross waren die Schlagzeilen, als im Jahr 2004 zehn ausgemusterte Forchbahn-Wagen (BDe 4/4 No.11-16 und die Bt No.101-108) nach Madagaskar verkauft wurden. Sie sollten – ausgerüstet mit Dieselmotoren – bei der wiederbelebten Stadtbahn von Antananavario zum Einsatz kommen.

Madagaskar und Forchbahn
Nicht erst seit einem Bericht in der «Sonntags-Zeitung» mit dem Titel «Der rostende Traum von Madagaskar» ist bekannt, dass die gut gemeinte Hilfe höchstens physisch angekommen ist. Die Forchbahn-Wagen warten seit 16 Jahren in Antananavario auf ihren ersten Einsatz. Seitens der Forchbahn bedauert man diese Entwicklung, zumal man auf der Forch nur bedingt Einfluss auf die weitere Verwendung der ausgemusterten Fahrzeuge hatte. «Die Aktion wurde damals nicht von der Forchbahn AG initiiert», sagt Geschäftsführer Hanspeter Friedli. Vermittelt hatte das Rollmaterial das «Solidaritätsnetz der Schweizer Bahnen» – nach Abklärungen vor Ort durch einen ehemaligen ETH-Professor. «Wir haben heute nichts mehr damit zu tun und wissen auch nicht, was mit den Zügen in Antananavario los ist», so Friedli weiter. Auch deshalb betonte er in einem Bericht des «Zürcher Oberländers», dass die Wagen, die in den nächsten Jahren ausgemustert werden, nicht in ein Entwicklungsland verkauft werden: «Wir werden unser altes Rollmaterial ordnungsgemäss verschrotten.»

Madagaskar und Forchbahn
Quelle: https://www.forchbahn.ch/aktuelles/forchbahn-und-madagaskar 11. Juni 2020

Züge in Madagaskar

Die Auslandschweizer – darunter auch Züge in Madagaskar

„Züge in Madagaskar, ein Landi-Schiff in Belgien: Schweizer Verkehrsmittel finden in aller Welt ein zweites Leben. Mitunter auf abenteuerlichen Wegen.“ ein Artikel im Beobachter von Moritz Marthaler und Fotos von Franz Stadelmann.

Züge und Fahrpläne in Madagaskar

Madagaskar auf Schienen – Züge und Fahrpläne

Die Eisenbahn in Madagaskar verkehrt auf zwei voneinander unabhängigen Schienennetzen. Einerseits führt eine Linie mit Nebenstrecken von der Hauptstadt hinunter zur Hafenstadt Tamatave. Andererseits verlaufen Schienen zwischen Fianarantsoa zur Kleinstadt Manakara am Indischen Ozean. Beide Linien werden mit Frachtzügen bedient. Der regelmässige Passagierservice ist jedoch sehr ausgedünnt.

Der Fahrplan (Stand Oktober 2016) zeigt, dass in Madagaskar nur noch ganz selten Züge verkehrten. Auf dem Nordnetz ist dies, weil die Eisenbahngesellschaft Madarail dem lukrativen Frachtverkehr zunehmend den Vortritt liess und auf dem Südnetz fehlten zusätzliche Lokomotiven und genügend Rollgut.


Quickinfo: 2020 scheint für die Südlinie eine Verbesserung zu bringen. Die Bahnbrücke von Sahasinaka – die längste in Madagaskar – wird repariert, Loks sind eingetroffen (Occasion aus Spanien) und aus der Schweiz sind Wagons unterwegs. Dies lässt hoffen, dass im zweiten Halbjahr 2020 eine Verbesserung der Frequenzen eintreffen könnte.

Derzeit (Stand März 2020) verkehrt die Bahn nur noch einmal pro Woche und dies nur auf der Linie Fianarantsoa – Sahasinaka. Am nächsten Tag wieder zurück. 


Auf dem Bild sehen Sie den Dschungelexpress, der auf der Südlinie die Städte Fianarantsoa mit Manakara verbindet. Je nachdem welche Überraschungen auf der Strecke warten, kann die Fahrt vom Morgengrauen bis zur Dämmerung am Abend dauern, manchmal auch bis in die Nacht hinein.

Züge und Fahrpläne Eisenbahn Madagaskar Bahnhof Manakara

Der Bahnhof von Manakara an der Ostküste Madagaskars

Zugfahrplan der Eisenbahn FCE in Madagaskar

Per Dschungelexpress durch Madagaskar – Zugfahrplan der Eisenbahn FCE in Madagaskar (Stand 2016)

Eine Fahrt mit der Dschungelbahn im südlichen Teil Madagaskars ist ganz bestimmt ein Höhepunkt einer jeden Reise nach Madagaskar. Die Bahn verkehrt zwischen der Hochlandstadt Fianarantsoa sowie der Küstenstadt Manakara am Indischen Ozean.

Eisenbahn in Madagaskar FCE Fianarantsoa nach ManakaraDie ‘Fianarantsoa Côte-Est’ (FCE) betreibt auf der eingleisigen und 163 km langen Bahnlinie jeweils nur eine Zugkomposition. Normaler-weise fährt der Zug an einem Tag an die Küste, am nächsten wieder ins Hochland sowie am folgenden wieder zurück. Die Fahrten sind immer Tagesfahrten und zumeist fährt die Bahn morgens pünktlich los. Aber unterwegs bedient sie 17 Stationen und so schiebt sich die Ankunftszeit meist deutlich in den Abend hinein. Trotzdem ist eine Fahrt auf der Einmeterbahn ein Erlebnis der besonderen Art.

Die Eisenbahngesellschaft FCE in Madagaskar hat auf Anfrage der Reiseorganisation PRIORI bestätigt, dass der Passagierzug  jeweils ab Fianarantsoa am Dienstag sowie am Samstag verkehrt und bergan ab Manakara jeweils am Mittwoch sowie am Sonntag. Damit ist stillschweigend eine der bislang drei wöchentlichen Rotationen gestrichen. Grund dazu ist der dramatische Mangel an Rollmaterial der Eisenbahn in Madagaskar.

Die Abfahrtszeit in Fianarantsoa (Di, Sa) ist immer um 7:00 Uhr morgens.
Die Abfahrtszeit in Manakara (Mi, So) ist immer um 6:45 Uhr morgens.
Es lohnt sich, zeitig vor Ort zu sein.

Noch 2014 sah der Fahrplan folgendermassen aus:

Eisenbahn FCE in Madagaskar Zug Fahrplan 2016

Zugfahrplan Dschungel-Express Fianarantsoa – Manakara. Stand Oktober 2014.

Die FCE hat 2014 Wagons aus der Schweiz geliefert bekommen. Sie wurden aber auf die lokalen Verhältnisse angepasst, und so verpassten man ihnen unter anderem andere Kupplungen. Auch sollten sie neu gestrichen werden. Das Hauptproblem bleibt nach wie vor der besorgnis-erregende Mangel an Diesellokomotiven.

Wer die Zugfahrt in Madagaskar gern machen möchte, ist gut beraten sich erst über die aktuelle Zugrotation zu erkunden. Die vor Ort seit 20 Jahren aktive Reiseorganisation PRIORI verfolgt den Zugverkehr in engem Kontakt mit der FCE. Sie ist erreichbar unter www.priori.ch und auch über das Madagaskarhaus in Basel.

Eisenbahnfahrt von Tamatave nach Moramanga

Madarail: Fahrt mit der Eisenbahn von Tamatave nach Moramanga.

Ein Fotobuch von PRIORI:

Eisenbahn in Madagaskar: Streckenverläufe, Zuverlässigkeit sowie Geschichte

1984 fuhren noch vier Passagierzüge von Antananarivo nach Antsirabe. Seit vielen Jahren kein einziger mehr. Damals verkehrten noch drei tägliche Personenzüge von der Hauptstadt nach Tamatave. Die 370 km lange Fahrt dauerte um die neun Stunden und war bezüglich Zuverlässigkeit auf ziemlich hohem Niveau. Heute kann man als Passagier nicht mehr mit der Eisenbahn von Antananarivo nach Tamatave reisen.

1901 begann die Kolonialmacht Frankreich mit dem Eisenbahnbau in Madagaskar. Es entstand ein Netz von 850 Kilometern. Mit der Unabhängigkeit 1960 erbte Madagaskar ein funktionierendes sowie intaktes Eisenbahnsystem, bestehend aus zwei unabhängigen Netzen in Meterspur. Einerseits von der Hauptstadt gegen Süden nach Antsirabe und andererseits an die Ostküste zum Hafen Tamatave und mit einer Seitenlinie zum Reisgebiet um Ambatondrazaka.

In den bitteren 1980er Jahren und den unstabilen 1990er Jahren degradierten die Bahnstrukturen dramatisch. Gleichzeitig wurden die Frequenzen reduziert oder gar eingestellt.

Um die Jahrhundertwende war die staatliche Eisenbahngesellschaft „Réseau National des Chemins de Fer Malagasy“ (RNCFM) bankrott. Der Staat privatisierte das Nordnetz, betreibt aber weiterhin das Südnetz. Auf dem Nordnetz kümmert sich Madarail um den Betrieb und interessiert sich primär für den lukrativen Frachtverkehr des Bergbaus. Dafür wurden auch neue Schienenstränge verlegt. Der Personenverkehr ist zweitrangig. Trotzdem verkehren noch Passagierzüge, oft in gemischter Form mit Frachtverkehr. Der Fahrplan ist ziemlich verlässlich, jedenfalls bezüglich der Abfahrtszeit.