Trekking im Marojejy Nationalpark – Tag 1

Reisebericht zum Trekking im Marojejy Nationalpark von Anke Betz – PRIORI Reisen – Madagaskarhaus in Basel

1.Tag / So. 03. Juni 2018

Fahrt Sambava – Manantenina – Visitors Center – Madena – Beginn des Trekkings – Camp Mantella

Die frisch gebackenen, duftenden Blätterteig-Tartes im Café in Sambava lasse ich mir vor unserer zeitigen Abfahrt am Morgen in Richtung Marojejy Nationalpark nochmal schmecken. Wer weiss, wann mich das nächste stärkende Essen erwartet…

Von Sambava sind es ca. 1,5 Std. Fahrtzeit bis zum Center des Marojejy Nationalparks in Manantenina.

Im Juni 2007 wurde Marojejy offiziell in Anerkennung an seine unvergleichbare Biodiversität und atemberaubende Landschaft als UNESCO Weltnaturerbe gelistet. Mit seinen 55,50 ha Land umfasst der Marojejy Nationalpark das gesamte Gebirgsmassiv. Seine Wälder beheimaten eine eindrucksvolle Anzahl von Tieren und Pflanzen: mindestens 275 Arten von Farnen, 35 Palmenarten, 149 verschiedene Amphibien und Reptilien sowie 118 Vogelarten. Der Nationalpark ist auch die Heimat von elf verschiedenen Lemurenarten.

Ich habe meinen Rucksack hoffentlich sinnvoll geschichtet gepackt. Auch wenn die Träger die Lebensmittel und das Wasser sowie einige Ausrüstungsgegenstände für das Trekking tragen werden, man braucht in seinem sogenannten «Tagesrucksack» dann doch mehr als nur eine eigene Wasserflasche und die Kamera-Ausrüstung… Auch eine kleine Waschtasche, eine komprimierte Reiseapotheke, Schlafsachen und Regenjacke wollen ja mit auf den Berg.

Wir verlassen die geschäftige Hauptroute parallel zur Küste und reisen hinein ins grüne Herz der Region – höher, hügeliger, bergig.

Trekking im Marojejy Nationalpark: Blick auf Marojejy-Massif

Schon kurz vor dem Abzweig zum «Centre d’Interpretation PN Marojejy / RS Anjanaharibe.Sud» in Manantenina, hält unser Fahrer und ich habe Gelegenheit einen Panoramablick auf die Bergkette des Marojejy zu werfen. Atemberaubend! Da geht es also hinauf…!

Im Center meldet der Guide sich, den Koch, die Träger und mich an und zahlt die entsprechenden Gebühren für den Eintritt.

Da das Verpacken des Proviants noch etwas dauert, habe ich Zeit, die Ausstellung zu Bevölkerung, Traditionen und Bräuchen, Landschaft, Flora und Fauna, im Center anzuschauen.

Dann geht es los. Mit dem Auto zum Ausgangsort des Trekkings, nach Mandena, wo wir noch Dolph, den Koch abholen.

Mein Guide heisst Mosesy. Er nennt sich Moses – kein schlechtes Zeichen, teilte dieser doch das Meer… Da wird der Namensvetter mich doch auch gut auf den Berg hinaufbringen. Seine Kollegen nennen ihn «dadabe» («Grossvater»), denn er ist ein sehr erfahrener und gut informierter Guide und Erfahrung braucht erfahrungsgemäss ein paar Jahre… Er spricht sechs Sprachen, wir miteinander meist Englisch oder Französisch.

Mit uns gehen zuerst zwei bis drei Träger. Später, wenn der Proviant weniger wird, wird uns nur noch der 22-jährige Nona begleiten, der ansonsten Reisbauer ist, gerne aber auch den Beruf des Guides erlernen würde.

Alles ist in Flechtkörbe verstaut, die, jeweils zwei an einer Bambusstange befestigt (max. 15 kg Gesamtgewicht pro Träger), von den Trägern geschultert werden.

Der erste Streckenabschnitt ist der von Mandena zum Parkeingang

Die Route führt zuerst aus dem Dorf hinaus, durch Reisefelder, über kleine Brücken und breitere Pfade, durch offenes Gelände. Zahlreiche Bauernfamilien sind auf den Feldern bei der Ernte. Auf anderen Flächen grasen die Zebus.

Trekking im Marojejy Nationalpark: Informationscenter Marojejy Park Manantenina

Am offiziellen Eingang zum Marojejy Nationalpark befinden sich eine Holztafel, ein Pavillion und ein Wegweiser mit Streckenlängenangaben. Von hier sind es 3,5 km bis zum ersten Camp. Mit «Camp Mantella» trägt es den Namen des kleinen, schwarzen Fröschchens mit grün gefleckten Flanken, welches einem hier am Ufer der zahlreichen Wasserläufe begegnen kann. Es ziert im Übrigen auch den 100er-Schein der neuen madagassischen Ariary-Noten.

Ab dem Parkeingang verläuft die Route innerhalb der ersten Vegetationsstufe des niederen, immergrünen Regenwalds. Die bis zu 35 m hohen Bäume mit ihren Epiphyten und die vielen Palmen und Farne beschatten den Pfad. In gestörten Gebieten besteht das sekundäre Wachstum aus Bambus, wildem Ingwer und Ravinala. Es ist angenehm zu laufen, auch wenn man, aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ständig etwas am Schwitzen ist.

Wir laufen über den federnden, zum Teil mit Steinen gepflasterten Waldboden. Einige Baumwurzeln «greifen» nach den Füssen, da heisst es aufgepasst. Über zum Teil bemooste Steine balancieren wir über die plätschernden Wasserläufe, jeder ein Postkartenmotiv.

Nach ca. 2,5 bis 3 Std. haben wir, Moses und ich, das Camp 1 erreicht. Es besteht aus 5 Hütten, einer überdachten Küchen- und Essplatz-Plattform sowie einem Wasch- und Toilettenhaus. Jede Hütte ist mit einem Stock- und einem Einzelbett oder zwei Stockbetten ausgestattet und diese wiederum mit Schaumstoffmatratze, Bettlaken und Kissen. Die Dusche (grosse Wasserschüssel mit fliessendem Wasser aus einem der Bachläufe sowie ein Eimer mit Tasse) und die Toilette (nur ein «C», ohne «W»…) sind denkbar einfach ausgestattet.

Der Koch und der Träger sind längst im Camp

Einige Träger sind uns auf dem Weg sogar schon wieder entgegengekommen. Sie tänzeln, barfuss oder mit Badeschuhen, über die Unebenheiten des Pfades, wie ich es mit meinen Superhyperspezialtrekkingschuhen nicht einmal erträumen könnte… Wir sind schon etwas denaturiert, wir Industrienationsbewohner…!

Und während ich meine Hütte mit dem Namen «Fossa» beziehe, bereitet Dolph zu bester Kaffeezeit unser Mittagessen zu, während eine kleine Gruppe des Östlichen Bambuslemuren (Eastern Lesser Bamboo Lemur) ihres bereits in Blätterform zu sich nimmt. Im kleinen Bambushain, direkt neben dem Camp. Herzig!

Trekking im Marojejy Nationalpark: Chef de la cuisine MarojejyAn dieser Stelle darf ich zum ersten Mal erwähnen, dass das Essen während des Trekkings hervorragend ist und für meinen Geschmack, mehr als ausreichend! Bei Mittag- und Abendessen sind drei Gänge vorgesehen, abwechslungsreich mit Gemüse, Fleisch und Früchten oder Joghurt. Und der Reis darf natürlich nicht fehlen! Auch Flaschenwasser, Tee und Kaffee sind zur Genüge zu haben.

Nach dem späten Mittagessen muss ich dann erst einmal in die «Waagrechte»…verdauen und das bisher Erlebte Revue passieren lassen.

Kurz vor der Dämmerung, gegen 17:40 Uhr, setzt leichter Nieselregen ein. Es sieht aber nicht so aus, als ob dieser langanhaltend und ergiebig werden würde.

Gegen 19:00 Uhr hat Dolph dann schon wieder das Abendessen fertig. Drei Gänge in der Dunkelheit, romantisch von Kerzenlicht beschienen.

Anschliessend, der Regen hat nachgelassen, spazieren wir alle, mit Stirnlampen ausgestattet, ein wenig auf dem Pfad rund ums Camp. Und siehe da, ganz andere Tiere als am Tag kommen zum Vorschein: Der Plattschwanzgecko tarnt sich auf einem gefleckten Baumstamm, Nachtfalter tänzeln vor unseren Lampen, Fröschen diverser Grössen, die man bei Tag nur ab und zu Piepen hört, erscheinen im Kegel der Lampe auf Blättern und Stängeln und sogar der Mausmaki blinzelt von seinem Platz im Geäst.

Nun wollen wir aber nicht weiter stören und lassen uns und unsere Umgebung nur im Schein der tausend Sterne des Nachthimmels.

Gegen 20:00 Uhr begebe ich mich, «mit den Hühnern», zur Nachtruhe.

                                                                                                                     Hier geht es weiter zum 2. Tag

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