CPAP-Gerät mit auf Madagaskarreise

Mit dem CPAP-Gerät um die Welt

Xaver Fust ist ein leidenschaftlicher Weltenbummler, der bereits die halbe Welt bereist hat. Die Diagnose Schlafapnoe war des halb für ihn kein Grund, auf seine Reisen zu verzichten; vielmehr begleitet ihn sein CPAP-Gerät seither von Alaska bis nach Madagaskar – betrieben von Autobatterien.

«Begonnen hat alles mit dem Schnarchen – und dieses war so laut, dass meine Frau eines Tages aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen ist», erzählt Xaver Fust. Doch selbst in einem separaten Zimmer störte sie das laute Schnarchen, sodass sich Xaver Fust entschloss, einen Arzt aufzusuchen. Nach Untersuchungen im Schlaflabor war die Diagnose Schlafapnoe schnell klar, wurden doch bis zu 45 Atemstillstände pro Stunde festgestellt. «Aber eigentlich bin ich ein völlig untypischer Schlafapnoe-Patient, und abgesehen vom Schnarchen und gelegentlichen Gedächtnisschwierigkeiten habe ich keinerlei Symptome», wundert sich Xaver Fust noch immer. Umso erstaunlicher ist seine Therapietreue. Seit der ersten Verordnung 1998 begleitet ihn sein CPAP-Gerät um die ganze Welt – sei es nach Alaska zur Bärenbeobachtung, in die Urwälder Costa Ricas, in die Wüste des Oman oder quer durch Madagaskar.

Autobatterien schaffen Abhilfe

«Ich wollte mir durch die Diagnose Schlafapnoe keinesfalls mein liebstes Hobby, das Reisen, verderben lassen und suchte des halb nach Möglichkeiten, das CPAP-Gerät auch abseits der Zivilisation betreiben zu können», so Xaver Fust. Fündig geworden ist er mit Auto- und Lastwagenbatterien: Wo immer der Weltenbummler auch ist, besorgt er sich zuerst eine solche Batterie und verkabelt sein Gerät nachts damit. Wenn er mit einem Auto unterwegs ist, ist das umso praktischer: «Bei unseren Wüstendurchquerungen im Oman habe ich unser Fahrzeug jeweils so nah wie möglich beim Zelt parkiert. So war es gar nicht nötig, die Batterie auszubauen: Ich konnte mein CPAP-Gerät direkt mit langen Kabeln an die Autobatterie anschliessen.»

Anders stellte sich die Situation auf Madagaskar dar, das Xaver Fust 2005 bereits zum zweiten Mal während eines Monats bereiste: Kaum angekommen in der Hauptstadt Antananarivo, kaufte er in einem Spezialgeschäft eine Lastwagenbatterie und probierte diese gleich im Laden auf ihre Funktionstüchtigkeit mit dem CPAP-Gerät aus. In der Folge gehörte die 14 kg schwere Batterie zum Reisegepäck von Xaver Fust und begleitete ihn unter anderem auf einer 4-tägigen Flussfahrt mit einem Einbaum, auf dem bereits 72 Liter Frischwasser mittransportiert werden mussten. «Wir haben auf dem Fluss jeweils auf Sandbänken in Zeiten geschlafen.

Eines Morgens war unser Zelt von staunenden Einheimischen umringt, die wohl dachten, ich sei ein Ausserirdischer mit meiner CPAP-Maske», erinnert sich Xaver Fust lachend. Er habe zwar versucht, den Zweck des Gerätes zu erklären, was jedoch nur bedingt gelang, sprechen die meisten Einheimischen doch nur Malagasy. Zumindest das Funktionsprinzip konnte der Weltenbummler aber demonstrieren: «Ich habe mit dem CPAP-Schlauch den Sand aus dem Zelt geblasen; das war wirklich praktisch.»

Neugierige Einheimische

Nach der Flussfahrt ging die Reise in Madagaskar auf einem von Zebus gezogenen Karren weiter; und auch hier sorgte die Lastwagenbatterie für zusätzliches Reisegewicht, aber erholsame Nächte. Das Tragen der CPAP-Maske war dabei alles andere als angenehm, wie Xaver Fust erzählt: «Es war meistens sehr heiss: Tagsüber hatten wir Temperaturen von 45 Grad Celsius, und am frühen Morgen war es jeweils bereits 32 Grad warm. Das machte das Tragen der Maske manchmal zu einer richtigen Tortur.» Dennoch ver­zichtete der Schlafapnoiker auch nicht auf seine Therapie, als die Lastwagenbatterie nach rund einer Woche entladen war und er sie auf einem kurzen Inlandflug nicht ins Flugzeug mitnehmen durfte: Auf der Masoala-Halbinsel lieh er sich eine Autobatterie von einem Fischer aus.

Seine eigene, leere Batterie verschenkte er einem einheimischen Taxifahrer. Bei der Rückkehr in die Hauptstadt zum Abschluss der Reise waren Xaver Fust und sein seltsames, von Autobatterien betriebenes Gerät, schon weit herum bekannt: «Irgendwie hat es sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass da ein komischer Kauz unterwegs ist», schmunzelt Xaver Fust. Die Flussreise mit dem Einbaum, die von einem kleinen einheimischen Reisebüro angeboten wird, erhielt sogar den Übernamen «circuit de la batterie», also etwa «Batterie-Rundreise».

Therapie selbst in Ausnahmesituationen

Mittlerweile hat Xaver Fust zur Überbrückung in Situationen, in denen es mit einer Batterie zu kompliziert wäre, eine Alternative gefunden: Mit der so genannten «Schnarchspange» ist es ihm gut möglich, mehrere Nächte ohne CPAP-Gerät zu schlafen. Dennoch ist das CPAP-Gerät zur Sicherheit immer dabei. So wird es ihn auch auf der nächsten geplanten Reise begleiten: Xaver Fust lässt sich 2011 vorzeitig pensionieren. Zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Paar möchte er dann von der Arktis bis Mexiko reisen – per Fahrrad. So wird Xaver Fust einmal mehr beweisen, dass sich Schlafapnoe-Patienten nicht von ihrer Krankheit unterkriegen lassen müssen; und dass mit etwas Erfindergeist und Aufwand eine konsequente Therapie selbst in Ausnahmesituationen möglich ist.

 

Die Reise fand 2005 statt und der Bericht wurde 2010 in der zürch’AIR – dem Jahresmagazin der Lungenliga veröffentlicht.

Print Friendly, PDF & Email