Lucie an Ostern

Lucie an Ostern

Lucie PRIORI Madagaskar

Lucie

Ich habe nicht viel zu sagen. Ich habe erwachsene Kinder und bin froh, eine Arbeit bei PRIORI zu haben. Anderswo wurden Leute von einem Tag auf den anderen entlassen. Besonders jene, die im Hintergrund arbeiten. Solche Arbeiten drängen sich ja nicht ins Rampenlicht und werden dann schnell als überflüssig betrachtet.

Aber gerne berichte ich über meine Osterfeste am letzten Wochenende. Wegen der Ausgangsperre rund um die Hauptstadt Antananarivo dürfen wir nicht rausfahren, so bin ich einfach zu Hause geblieben und wir hatten ein kleines Familienfest mit meinen beiden Söhnen Henri (22 Jahre) und Rolf (16 Jahre) und mit meiner Tochter Jemima (25 Jahre).
Henri ist als Mechaniker tagsüber unterwegs, so sehe ich ihn meistens nur abends. Jemima ist Näherin, sie arbeitet zu Hause und Rolf geht in die Realschule. Wenn er dieses Jahr die staatliche Prüfung absolviert, geht er nächstes Jahr zum Gymnasium.

Früh am Morgen haben wir zusammen das Zimmer aufgeräumt, dann bin ich bis zum kleinen Markt in unserer Nähe gegangen und habe für meine Familie eingekauft. Meine Sachen hole ich mir immer frisch auf dem Markt. Jener bei uns im Quartier ist jeden Tag offen.

Es ist viel los auf den Markt, die meisten Mütter kaufen immer jeden Morgen ein. So ist der Markt auch ein Begegnungsort für spontane Gespräche und Austausch. Ich begrüsse die Gemüseverkäuferin, sie ist unsere Nachbarin und wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Meine Kinder essen gern Ravitoto sy henakisoa: gestampfte Maniokblätter, gekocht mit fettem Schweinefleisch. Dies ist auch das Nationalgericht Madagaskars. Jetzt im Monat April, also zu Ende der Regenzeit, schmecken diese Maniokblätter besonders gut. Ich kaufe auch ein paar Tomaten und Zwiebeln, denn Tomatensalat passt sehr gut zu diesem Gericht.

Die Ananas im nächsten Verkaufstand riechen sehr gut, sie sind heute besonders billig, ein grosses Stück kostet 1000 Ariary (rund 25 Rappen) und das reicht für die ganze Familie aus.

Zurück im Hause bereiten wir das Essen zusammen zu und wir helfen uns gegenseitig. Wir kochen mit einem Herd mit Holzkohle, für einen ganzen Monat verbrauchen wir zu viert einen grossen Sack Holzkohle. Henri zündet das Feuer an, sein Bruder wäscht den Kochtopf und kocht den Reis. Ein Kilo Reis genügt für die ganze Familie für einen Tag, also für das Mittag- und das Abendessen. Es wird ja immer gesagt, dass wir in Madagaskar ganz grosse Reisesser sind und das stimmt wohl ganz bestimmt.
Meine Tochter schält derweil die Ananas und aus einem Teil davon macht sie Ananassaft.

Lucie Antananarivo PRIORILucie

Nachmittags schauen wir die verschiedenen Fernsehsendungen an. Wir verfolgen jeweils sonntags gern die Sendungen mit berühmten madagassischen Sängern. Ja, die Leute in Madagaskar sind sehr musikalisch und singen auch gern.
So haben wir die Ostertage verbracht, ruhig und ganz einfach. Aber ich bin froh, etwas mit meinen Kindern unternommen zu haben.

Dort, wo wir wohnen, gibt es keine reichen Leute und fast alle haben zuwenig. Aber zuwenig hat man ja fast immer. Daher habe ich mir angewöhnt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Und ich habe einen Job bei PRIORI und das seit ganz, ganz vielen Jahren. Dafür bin ich dankbar. An Ostern habe ich uns ein besseres Essen geleistet. Meine Kinder waren zufrieden. Also bin ich es auch.

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