Pfingstmontag in Madagaskar

Es ist Tradition für die Stadtbewohner in Madagaskar, mit ihren Familien an Pfingsten einen Picknick-Ausflug in die nahe Umgebung zu machen. So auch zu Corona-Zeiten, doch der Bewegungsradius ist eingeschränkt.

Gemüsebauern Madagaskar

Gemüsebauern in Madagaskar beladen ihr Gefährt für den Stadtmarkt in Antananarivo

Pfingstmontag in Madagaskar
(Ambohimanambola, Pfingsten 24. Mai 2021)  Wenn frühmorgens in Antananarivo kreischende Holzkarren zu hören sind, dann sind es Bauern aus der Umgebung, die Frischgemüse in die Hauptstadt Madagaskars bringen. Viele davon kommen aus der Region um Ambohimanambola. Sie transportieren Salat und Gemüse direkt von ihren Feldern auf die Gemüsemärkte der Millionenstadt. Zu Fuss sind sie oft stundenlang unterwegs. Mehrere Leute schieben die schweren Karren vor sich her. Fast gespenstisch wirken diese Geister der Nacht und doch sind sie für die Versorgung sehr wichtig.

Rings um die Hauptstadt im Umkreis von 20 und mehr Kilometern bauen unzählige fleissige Hände von Salat bis Erdbeeren, von Kohl bis Petsay (Brunnenkresse) an. Ebenso die vielen Varianten von Brèdes mit ihren zahlreichen madagassischen Namen wie Anamamy, Anatsinahy und Ravimbomanga Besonders Anamalaho ist ein in sehr vielen traditionellen Gerichten benutztes Geschmackskraut, das ein leicht stechendes Gefühl auf der Zunge vermittelt. Es wird auch Brède mafana genannt: heisses Kraut.

Am Anfang der Winterzeit essen die Familie gern warm: Reissuppe mit diesen verschiedenen „Bredes“ oder Spinat  oder „Vary amin anana“. Die Lieblingsgerichte der Familie abends sind auch  Nudelsuppe mit Gemüse und Zebufleisch  oder auf madagassisch „Lasopy Legioma sy hen’omby“

Die Bauern bepflanzen die fruchtbaren Gebiete rings um Antananarivo, insbesonders auch in jener südlich der Hauptstadt. Dort führt die RN7 nach Süden: nach Antsirabe, Fianarantsoa und weiter nach Tulear an den Kanal von Mozambique.

Gemüse und Salatfelder in Madagaskar

Gemüse- und Salatfelder in der Umgebung von Antananarivo Madagaskar

Pfingstmontag in Madagaskar
Am Pfingsten begeben sich die Stadtbewohner gern hinaus in die Landschaft und picknicken in freier Natur. Die ist jetzt in Zeiten von Corona auch das Limit der Bewegungszone. Untenstehende Bilder wurden an Pfingstmontag 2021 gemacht.

Jetzt in der zweiten Hälfte des Monats Mai ist die Regenzeit vorbei, für madagassische Einschätzung hat die kühle Jahreszeit bereits begonnen. Trotzdem ist es tagsüber noch immer weit über 20 Grad, obwohl zuweilen Wolken den Himmel verdüstern.

Auf den Pflanzfeldern stehen die Gemüse und Salate erntebereit. Ebenso werden an einer Brücke bei Ambatofotsy knallrote grosse Erdbeeren verkauft. Der Ort ist so bekannt, dass man ihr Erdbeerbrücke sagt.  Diese eher baufällige Brücke liegt in dem malerischen Dorf von  Ambatofotsy, ca. 21 Km von der Hauptstadt entfernt.  Wegen der Ausgangssperre  während der Corona Zeit dürfen die Ausflügler die  Region rund um Analamanga nicht verlassen.

Der lehmhaltige Boden ergibt ein gutgenutztes Nebenprodukt. Entlang der Strassen werden Ziegelsteine gepresst und in hausartigen Gebilden gestapelt. Dann werden sie gebrannt, was diesen einzigartigen Rauchgeruch verbreitet, der unverkennbar das madagassische Hochland kennzeichnet. Die meisten Hochlandhäuser rund um Antananarivo  sind aus diesen robusten Ziegelsteinen in allen Farbtönen gebaut, diese entspricht der Farbe der erodierten Erdböden im Hochland und fügen sich perfekt mit der saftig grünen Landschaft geprägt von den Gemüse- und Reisfeldern.

Herstellung von Backsteinen Madagaskar

Herstellung von Backsteinen in der Region um Antananarivo Madagaskar

Pfingstmontag in Madagaskar
Die Zone wird vom Fluss Sisaony und seinen Zuflüssen durchzogen. An ihren Ufern finden sich etliche Sandablagerungen, das ebenfalls für den Hausbau in der Stadt genutzt wird. Früh am Morgen holen die fleissigen  Bauern den Sand mit der Piroge, jetzt nach der Regenzeit fangen die Leute ihre Häuser zu reparieren oder zu bauen, also ist dieser Sandverkauf am Rand der Strasse ein wichtiger Lebensunterhalt für die Bauern am Sisaony Fluss.

Der Fluss bewässert natürlich auch die vielen Reisfelder in dieser Region, denn Reis  ist das Grundnahrungsmittel der Madagassen

Bahnhof von Ambohimanambola Madagaskar

Der Bahnhof von Ambohimanambola liegt einsam und verlassen

Pfingstmontag in Madagaskar
Die Leute vor den Toren der Hauptstadt sind arbeitsam und die fast baumlose Hügellandschaft ist sehr ländlich geprägt. Da wirkt der Bahnhof von Ambohimanambola verlassen und vereinsamt. Er ist es auch. Es ist viele Jahre her, seit er den letzten Zug mit Passagieren gesehen hat. Die Madagassen nennen diese alten Dieselloks zwar den „Zug des Lebens“, denn die Bauern an jedem der Bahnhöfe warten sehnsüchtig, dass der Fahrbetrieb wieder aufgenommen wird. Denn hier, im stark bevölkerten Teil Madagaskar wurde der Personenverkehr aus Schienen seit unzähligen Jahren eingestellt. Die seltenen Frachtzüge rattern an den verlassenen Bahnhöfen vorbei.

Mai 2021; geschrieben von Bettina, Direktorin der PRIORI in Antananarivo


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