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Eisenbahn in Madagaskar 2024

Die Eisenbahn in Madagaskar kämpft ums Überleben. Das Südnetz ist gefährdet. Seit Jahren. 

Erst die gute Nachricht:

Das Schweizer Radio hat im Januar 2024 über ausrangiertes Bahnmaterial berichtet, das ins Ausland ging: Trams nach Rumänien, Postautos nach Chile und eben auch Bahnwaggons nach Madagaskar. Sogar ganze Kompositionen der Forchbahn. PRIORI-Chef Franz Stadelmann berichtet in dieser Radiosendung darüber: Radiosendung und hier Fotos /Text dazu.

Dann die schlechte Nachricht: 

Am Mittwoch, 31. Januar 2024, ist der Zug der Südlinie (FCE) erneut entgleist. Die Bahn war aus Manakara nach Fianarantsoa unterwegs: Bergstrecke! Die betagte Lokomotive BB 1502 (Baujahr 1964) hatte bei der Steigung zwischen Sahasinaka und Fenomby bei Pk 108,5 offenbar Mühe. Kurzum rollte der ganze Zug rückwärts und entgleiste: Tote, Verletzte und grosser Sachschaden.
Mit beteiligt sind auch Passagierwaggons der Schweiz.

Die Steigung zwischen Sahasinaka und Fenomby ist ab der Küste der erste Steile Abschnitt der Bergstrecke der FCE hin zum Hochland . Problem der FCE (Südnetz der madagassischen Eisenbahn) ist und bleibt die Frage des nicht adaptierten Bremssystems.

PRIORI Tipp: FCE: Fianarantsoa-Manakara. Eher die Eisenbahn talwärts fahrend ab Fianatantsoa nach Manakara nehmen (jeweils dienstags und samstags) als die bergwärts fahrende Strecke (sonntags und mittwochs) von Manakara nach Fianarantsoa.

FCE Madagaskar Streckennetz www.madagaskarhaus.ch

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Fianarantsoa nach Manakara

Von Fianarantsoa nach Manakara

Bericht in einem Reisebuch aus dem Jahr 1968

Linie F.C.E.: 163,3 km; dreimal wöchentlich mit einem Triebwagen (Diesel-Draisine) mit Anhänger in 4 bis 4,5 Stunden; Liegestühle und Bar.

Die Idee einer Eisenbahnlinie von Fianarantsoa an die Ostküste entstand schon Ende des 19. Jh. Mit dem Bau wurde aber erst 1926 begonnen. Wegen grosser Schwierigkeiten bei der Ausführung wurde die Linie dann erst im April 1936 in Betrieb genommen. Das Gelände ist sehr kupiert und die zu überwindenden Rampen für eine Eisenbahn sehr steil (stärkste Steigung beträgt 35 ‰). Vom Meer her steigt das Trassee über 163 km auf 1100 m nach Fianarantsoa. Diese Strecke ist somit viel kürzer als die Linie von Tamatave nach Tananarive.

Von Fianarantsoa aus verlaufen die Eisenbahnlinie und die Strasse nach Tananarive nebeneinander, durchqueren die Industriezone und die nördlichen Vororte der Stadt. Der Matsiatra, ein Fluss, dessen Wasser nach Westen in den Kanal von Mosambik fliesst, wird bei km 8 von einem schönen 172 m langen gemischten Eisenbahn- und Strassenbauwerk überquert. Links kann man den heiligen Hügel von Vohimasina und die Residenz der ehemaligen Könige der Betsileo erkennen, und stromaufwärts eine wichtige Fleischkonservenfabrik.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Am Ausgang des Bahnhofs von Forgeot trennt sich die Bahnlinie von der Strasse nach Tananarive, beschreibt eine ausgedehnte Kurve, vorbei an der Wohnsiedlung der Eisenbahner und zieht sich ostwärts durch sanfte Hügel und Reisfelder. Beim P.K. 14.5 gibt es eine fakultative Haltestelle bei Mahatsinjony, wo an gewissen Tagen der grösste Viehmarkt in der Region stattfindet.

Nach dem Zwischenstopp von Sahambavy, das der madagassischen Tannin-Kompanie dient, entdeckt der Reisende zu seiner Rechten ein herrliches Gewässer, das vom Betsileo-Yachtclub geschaffen wurde und an dessen Ufer hübsche Villen liegen. Eine monotone Landschaft, durchsetzt mit Mimosensträucher, setzt sich dann bis zur Wasserscheide, die im  Waldgebietes von Ampitambe liegt fort, wo bei P.K. 27 die Quelle des Faraony liegt.

Das Gelände wird immer eintöniger und kurz darauf wird die Waldstation Ampamaherana in ihrer hübschen Umgebung erreicht.

Nach der Rangierstation Ranomena, P.K. 38,5, einem Dorf, das für seine Flusskrebse bekannt ist, endet das Betsileo-Land, das wir seit Fianarantsoa durchquert haben. Die Eisenbahn beginnt nun den grossen Abstieg mit einem Gefälle von 35 ‰. Links sieht man den grossen Felsen von Tsitondroina, auf den die Bauern nicht mit dem Finger zu zeigen dürfen, um nicht „den Zorn der Götter und die Dürre“ anzuziehen.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Nach der Durchquerung des Tatamaly-Gebietes taucht die Bahn ein in den längsten Tunnel der Strecke mit 1072 m und passiert dann eine Felsterrasse, von wo aus man eine der schönsten Landschaften Madagaskars bewundern kann: rechts ragen steile Felsen in den Himmel, von denen Bäche herunterfliessen und links dehnt sich eine chaotische hügelige Weite aus, so weit das Auge reicht. Während fast einer Stunde zieht nun diese einzigartige Landschaft an Ihren Augen vorbei. Die Bahn schmiegt sich mit vielen Kurven und auch 27 Tunnels dem Relief der Landschaft an.

Beim P.K. 45 erreicht man Andrambovato. Von der Spitze des imposanten Felsens über dem Dorf, kann man an einem klaren Tag das Meer sehen. Beim P.K. 48 überspannt eine Stahlbetonbrücke direkt unterhalb der wunderschönen Mandriampotsy-Fälle den Fluss. Die Eisenbahn klammert sich dann noch weiter an den Rand der Klippe, mit Tunnels, Gräben, Stützmauern, und Aquädukten inmitten einer sehr dichten Vegetation.

Nach dem Halt auf der Station Madiorano („klares Wasser“) und der Überquerung eines Wildbachs bei P.K. 58 über eine weitere imposante Brücke, klärt sich der Wald auf und die ersten Kaffeeplantagen erscheinen. Nach dem wichtigsten Abstieg der Strecke (Höhenunterschied von 600 m auf 20 km) wird Tolongoina erreicht.

Tolongoina (P.K. 62, 385 m Höhe), ist die “Hauptstadt“ im Herzen des Tanala-Landes. Sie ist ein wichtiges Zentrum der Kaffeeproduktion. Eine Strasse führt von hier nach Norden zum Thermal-Kurort Ranomafana und zu den Namorona-Wasserfällen. Die Hitze wird intensiver und die Bambusse konkurrieren mit den Ravinala (Baum der Reisenden) in der Landschaft. Die Strecke ist noch immer kurvenreich, 13 Tunnel und 7 überdachte Galerien folgen aufeinander. Halt in Amboanjobe, dann in Manampatrana, P.K. 82. Der Ort hat einen grösseren Bahnhof und ist Handelszentrum für Kaffee, Maniok, Honig und Wachs. Von hier aus führt auch eine Strasse in Richtung der reichen Unterpräfektur Fort-Carnot.

Die Eisenbahn zieht sich nun entlang der mit Ravinala bedeckten Hügel bis zum Fluss Ionilahy, der bei P.K. 90 von einem eleganten 137 m langen Stahlbeton-Bauwerk überspannt wird. Am anderen Ufer führt die Eisenbahn zwischen Bergrücken und Tälern vorbei und erreicht Mahabaka, ein Kaffeeproduktionszentrum am Zusammenfluss von Ionilahy und Faraony, der nun zu einem schönen schiffbaren Fluss geworden ist.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Die Bahn folgt nun auf einigen Kilometern dem rechten Ufer des Flusses Faraony, bevor die letzte Rampe von Fenomby (107 m Höhe), einem weiteren Kaffeesammelzentrum, beginnt. Die Strecke wird wieder kurvenreich und führt durch bewaldete Hügel und entlang tiefer Täler. Beim P.K. 112 kann man ein Tanala-„Adlernest“ erkennen, das aus etwa dreissig Hütten in einer Reihe besteht.

Der Abstieg wird jetzt etwas sanfter und wir treffen in Sahasinaka (P.K. 118, 25 m.ü.M), einem wichtigen Verwaltungs- und Handelszentrum ein. Der Faraony fliesst nun in Richtung Nordosten, während die Bahn weiter nach Osten fährt, den Ankeba-Pass durch einen 226 m langen Tunnel unterfährt und dann über ein 200 m langes Viadukt aus Natursteinen mit Halbkreisbögen führt.

Von Fianarantsoa nach Manakara
Die Landschaft wird nun deutlich flacher, man passiert beim P.K. 124 den letzten der 56 Tunnel und wir lassen auch Antaka und Dugommier, das Rosenholzland, hinter uns. Bald erreicht man Fichter mit seiner Fischergenossenschaft und die Landschaft wird eintönig. Am Ausgang des Bahnhofs wird der Tourist auf der linken Seite ein grosses Gebäude mit einem vorspringenden Dach bemerken, der Rova des Mpanjaka Antaimoro (Chef) des Ortes. Das Bahntrassee führt nun oft parallel zur Strasse Fianarantsoa-Manakara.

Die Ambila-Sümpfe mit der Station für agronomische Tests und Forschung werden durchquert und der Mananano-Fluss überquert. Dann erscheinen die ersten Dünen und der Ozean ist nicht weit, der Leuchtturm zeigt dies an. Wir überqueren noch das Flugplatzgelände und dann erreichen wir die Endstation von (163,3 km) Manakara.

PRIORI 2020, Quelle: MADAGASCAR. Les guides bleus, Hachette Paris, 1968; Seiten 117 – 119

Bemerkung des Übersetzers: Der Text stammt aus dem Jahr 1968, also kurz nach der Unabhängigkeit von 1960. Der Inhalt ist wohl noch stark von der Kolonialzeit geprägt und seither haben sich auch Ortsnamen geändert oder sie gibt es nicht mehr. (Peter Elliker, 2020)


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Pfingstmontag in Madagaskar

Es ist Tradition für die Stadtbewohner in Madagaskar, mit ihren Familien an Pfingsten einen Picknick-Ausflug in die nahe Umgebung zu machen. So auch zu Corona-Zeiten, doch der Bewegungsradius ist eingeschränkt.

Gemüsebauern Madagaskar

Gemüsebauern in Madagaskar beladen ihr Gefährt für den Stadtmarkt in Antananarivo

Pfingstmontag in Madagaskar
(Ambohimanambola, Pfingsten 24. Mai 2021)  Wenn frühmorgens in Antananarivo kreischende Holzkarren zu hören sind, dann sind es Bauern aus der Umgebung, die Frischgemüse in die Hauptstadt Madagaskars bringen. Viele davon kommen aus der Region um Ambohimanambola. Sie transportieren Salat und Gemüse direkt von ihren Feldern auf die Gemüsemärkte der Millionenstadt. Zu Fuss sind sie oft stundenlang unterwegs. Mehrere Leute schieben die schweren Karren vor sich her. Fast gespenstisch wirken diese Geister der Nacht und doch sind sie für die Versorgung sehr wichtig.

Rings um die Hauptstadt im Umkreis von 20 und mehr Kilometern bauen unzählige fleissige Hände von Salat bis Erdbeeren, von Kohl bis Petsay (Brunnenkresse) an. Ebenso die vielen Varianten von Brèdes mit ihren zahlreichen madagassischen Namen wie Anamamy, Anatsinahy und Ravimbomanga Besonders Anamalaho ist ein in sehr vielen traditionellen Gerichten benutztes Geschmackskraut, das ein leicht stechendes Gefühl auf der Zunge vermittelt. Es wird auch Brède mafana genannt: heisses Kraut.

Am Anfang der Winterzeit essen die Familie gern warm: Reissuppe mit diesen verschiedenen „Bredes“ oder Spinat  oder „Vary amin anana“. Die Lieblingsgerichte der Familie abends sind auch  Nudelsuppe mit Gemüse und Zebufleisch  oder auf madagassisch „Lasopy Legioma sy hen’omby“

Die Bauern bepflanzen die fruchtbaren Gebiete rings um Antananarivo, insbesonders auch in jener südlich der Hauptstadt. Dort führt die RN7 nach Süden: nach Antsirabe, Fianarantsoa und weiter nach Tulear an den Kanal von Mozambique.

Gemüse und Salatfelder in Madagaskar

Gemüse- und Salatfelder in der Umgebung von Antananarivo Madagaskar

Pfingstmontag in Madagaskar
Am Pfingsten begeben sich die Stadtbewohner gern hinaus in die Landschaft und picknicken in freier Natur. Die ist jetzt in Zeiten von Corona auch das Limit der Bewegungszone. Untenstehende Bilder wurden an Pfingstmontag 2021 gemacht.

Jetzt in der zweiten Hälfte des Monats Mai ist die Regenzeit vorbei, für madagassische Einschätzung hat die kühle Jahreszeit bereits begonnen. Trotzdem ist es tagsüber noch immer weit über 20 Grad, obwohl zuweilen Wolken den Himmel verdüstern.

Auf den Pflanzfeldern stehen die Gemüse und Salate erntebereit. Ebenso werden an einer Brücke bei Ambatofotsy knallrote grosse Erdbeeren verkauft. Der Ort ist so bekannt, dass man ihr Erdbeerbrücke sagt.  Diese eher baufällige Brücke liegt in dem malerischen Dorf von  Ambatofotsy, ca. 21 Km von der Hauptstadt entfernt.  Wegen der Ausgangssperre  während der Corona Zeit dürfen die Ausflügler die  Region rund um Analamanga nicht verlassen.

Der lehmhaltige Boden ergibt ein gutgenutztes Nebenprodukt. Entlang der Strassen werden Ziegelsteine gepresst und in hausartigen Gebilden gestapelt. Dann werden sie gebrannt, was diesen einzigartigen Rauchgeruch verbreitet, der unverkennbar das madagassische Hochland kennzeichnet. Die meisten Hochlandhäuser rund um Antananarivo  sind aus diesen robusten Ziegelsteinen in allen Farbtönen gebaut, diese entspricht der Farbe der erodierten Erdböden im Hochland und fügen sich perfekt mit der saftig grünen Landschaft geprägt von den Gemüse- und Reisfeldern.

Herstellung von Backsteinen Madagaskar

Herstellung von Backsteinen in der Region um Antananarivo Madagaskar

Pfingstmontag in Madagaskar
Die Zone wird vom Fluss Sisaony und seinen Zuflüssen durchzogen. An ihren Ufern finden sich etliche Sandablagerungen, das ebenfalls für den Hausbau in der Stadt genutzt wird. Früh am Morgen holen die fleissigen  Bauern den Sand mit der Piroge, jetzt nach der Regenzeit fangen die Leute ihre Häuser zu reparieren oder zu bauen, also ist dieser Sandverkauf am Rand der Strasse ein wichtiger Lebensunterhalt für die Bauern am Sisaony Fluss.

Der Fluss bewässert natürlich auch die vielen Reisfelder in dieser Region, denn Reis  ist das Grundnahrungsmittel der Madagassen

Bahnhof von Ambohimanambola Madagaskar

Der Bahnhof von Ambohimanambola liegt einsam und verlassen

Pfingstmontag in Madagaskar
Die Leute vor den Toren der Hauptstadt sind arbeitsam und die fast baumlose Hügellandschaft ist sehr ländlich geprägt. Da wirkt der Bahnhof von Ambohimanambola verlassen und vereinsamt. Er ist es auch. Es ist viele Jahre her, seit er den letzten Zug mit Passagieren gesehen hat. Die Madagassen nennen diese alten Dieselloks zwar den „Zug des Lebens“, denn die Bauern an jedem der Bahnhöfe warten sehnsüchtig, dass der Fahrbetrieb wieder aufgenommen wird. Denn hier, im stark bevölkerten Teil Madagaskar wurde der Personenverkehr aus Schienen seit unzähligen Jahren eingestellt. Die seltenen Frachtzüge rattern an den verlassenen Bahnhöfen vorbei.

Mai 2021; geschrieben von Bettina, Direktorin der PRIORI in Antananarivo


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Der Dschungelexpress von Madagaskar

Eine Fahrt in den betagten Waggons des „Dschungelexpress“ bedeutet „Madagaskar pur“. Es geht vorbei an den einzigen Teeplantagen der Insel, am See Sahambavy, einem Wochenendziel der reicheren Bergbewohner, vorbei an unzähligen Reisterrassen und Wasserfällen. Der Zug fährt entlang des Flusses Faraony und ermöglicht faszinierende Panoramablicke auf den Regenwald.

Der Dschungelexpress von Madagaskar
Die Bahnlinie wurde während der französischen Kolonialzeit erbaut und gilt aufgrund ihrer schwierigen Trassen-Führung als bautechnische Meisterleistung. 10 Jahre dauerte der Bau der 163 km langen Strecke mit unzähligen Tunneln und Brücken. Er forderte das Leben von über 1000 Arbeitern.

Auf dem filmischen Reiseplan steht auch eine Fahrt mit der Micheline, einem historischen Triebwagen, der noch mit Gummireifen auf den Schienen fährt.

Der Dschungelexpress von Madagaskar
von SUSANNE MAYER-HAGMANN
Erstsendung: 24.10.2014
Eisenbahn-Romantik, SWR Fernsehen