Schlagwort-Archive: Corona Madagaskar

Sozialhilfe in Madagaskar

Sozialhilfe in Madagaskar

Madagaskar gehört weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt, so dass die Corona-Krise hier besonders starke Folgen im täglichen Leben der Madagassinnen und Madagassen zeigt. So steigt beispielsweise die Arbeitslosigkeit immer weiter an und das Einkommen der Familien verringert sich.

Um diese Folgen zu mindern, organisiert der Staat, zusammen mit internationalen Organisationen, Hilfen, die der Bevölkerung dienlich sind.

So organisierte der madagassische Staat zuerst eine Sanitärhilfe, das heisst, es wurden zahlreiche Zentren zum Kampf gegen die Infektion mit Covid-19 in der Hauptstadt Antananarivo und in einigen Regionen der Insel eröffnet. Das Ziel war, dass an Covid-19 Erkrankte so schnell wie möglich behandelt werden konnten und alle nötigen Medikamente, ohne sie selbst bezahlen zu müssen, erhielten. Die Anzahl dieser Zentren war aber nicht völlig ausreichend, weswegen ein Teil der Erkrankten zu Hause bleiben und mit Hilfe ihrer Familie genesen sollte. Dabei machen die Ärzte ab und zu Kontrollen per Telefon oder kommen, wenn nötig, zu den Kranken nach Hause. Die Arzneimittel bekommen die Betroffenen jedoch in jedem Fall immer kostenfrei vom Staat.

Des Weiteren hat der Staat seine Bürger ermutigt, sich, sollte man Anzeichen einer Covid-19-Erkrankung verspüren, sofort in eine Krankenstation zu begeben, um Medikament zu erhalten, die dann eingenommen werden können. Inzwischen nehmen die Krankheitsfälle ab, aber alle Verantwortlichen sind nach wie vor sehr wachsam.

Sozialhilfe in Madagaskar
Parallel zu der Ankunft von Covid-19 in Madagaskar, begann der Staat Nahrungs- und Finanzhilfe zu leisten. Am Anfang war es der „Tsena mora“ („billige Markt“), wo beispielsweise 3 bis 5 kg Reis, ein Liter Öl, Zucker und andere Grundnahrungsmittel, wesentlich günstiger als auf dem normalen Markt, angeboten wurden. Dann wurde die „Tosika fameno“ („ergänzende Hilfe“) organisiert. Dabei handelt es sich um die Verteilung von jeweils 100 000 Ariary an bedürftige Familien der Stadt. Später wurde ein Betrag von jeweils 30 000 Ariary verteilt und eine bereits vorher erstellte Liste von Lebensmitteln, die man in einem Geschäfte holen kann. Inzwischen heisst die Hilfe „Vatsy Tsinjo“ („Essensvorräte-Hilfe“), in Form eines Sackes von 50 kg, mit Reis, anderem Getreide, Öl und anderen Grundnahrungsmitteln. Diese Art von Hilfe wird von vielen Familien gerne angenommen.

In diesem Schuljahr zahlen die Eltern bei den staatlichen Schulen kein Schulgeld mehr. Sie müssen sich vielmehr nur um das Schulmaterialen kümmern, was die finanzielle Situation der Eltern natürlich sehr erleichtert.

Andere Länder, ausserhalb von Madagaskar, geben auch diverse Hilfen.

Nachmittags ist im Fernsehen eine staatlich organisierte Sendung zu sehen, welche Informationen über die Entwicklung der Zahl der Infizierten gibt. Hier werden auch Ärzte und weitere Fachleute aus unterschiedlichen Fachgebieten eingeladen, die über alles sprechen, was mit der Covid-19-Pandemie zusammenhängt.

Sozialhilfe in Madagaskar
Sehr viele Leute haben jetzt auch psychische Probleme und verlieren das Vertrauen in sich und das Leben. Gleichzeitig können vermehrt psychosomatische Erkrankungen wie hoher Blutdruck oder Herzprobleme festgestellt werden. Leider wird von 99 Prozent der Bevölkerung kein Psychologe konsultiert, da die meisten gar nicht wissen, dass ein solcher existiert und zu Rate gezogen werden könnte. Auch könnte man sich eine Behandlung wohl gar nicht leisten.

Daher wird in der Fernsehsendung auch psychologischer Rat gegeben und Beistand geleistet. So machen die dort eingeladenen Ärzte Vorschläge und geben Rat, wie Stress vermieden oder bekämpft werden könnte oder wie man ein gutes Familien- oder Sozialleben pflegen kann.

Es gibt viele soziale Schwierigkeiten, aber die Madagassinnen und Madagassen versuchen nun wieder vermehrt „aufzustehen“ und diese zu überwinden.

Antananarivo, 21. September 2020; geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo

2020 RN2 Madagaskar

2020 RN2 Madagaskar

Fahrt auf der RN2 von Antananarivo nach Tamatave (Toamasina). Die Fahrt wurde am 11. September 2020 gemacht, als also der Fernverkehr zwischen den Provinzen wieder schrittweise erlaubt war. Die Bilder zeigen Strassensituationen und Leute – mit und ohne Gesichtsmasken. Corona Covid-19 ist in Madagaskar weiterhin ein Thema.

Die RN2 verbindet die Hafenstadt Tamatave mit der Hauptstadt Antananarivo und ist die meistfrequentierte Strasse Madagaskars. Derzeit ist die Verkehrslage eher ruhig. Wie immer sind Lastwagen unterwegs, die Fracht vom Hafen auf das Hochland bringen, also nach Antananarivo und Antsirabe. Privatwagen sind selten unterwegs. Das spüren auch die Restaurants unterwegs und die vielen Strassenverkäufer. Sie leben von den Passanten und die sind jetzt – kurz nach der Öffnung der Strasse – noch selten.

Die Fahrt wurde gemacht von der PRIORI-Chefin Bettina, die ja ursprünglich aus Tamatave stammt. Sie durfte nun erstmals seit Februar wieder ihre Eltern in Tamatave besuchen.

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Corona September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 Covid-19 September 2020

Madagaskar RN2 September 2020

Madagaskar RN2 September 2020

Madagaskar: Corona und Transport

Madagaskar: Corona und Transport

Madagaskar Transport

Madagaskar Transport

Die Zahl der Infizierten wird jetzt in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar, weniger und weniger. Der Präsident hat gestern (Sonntag, 6. September) behauptet, dass die Krankheit unter Kontrolle sei. Somit werden die Einschränkungen zunehmend leichter und leichter. Normalerweise muss man weiterhin vorsichtig sein, aber diese Behauptung des Präsidenten bedeutet für viele Leute endlich etwas Freiheit und den Weg zurück zum normalen Leben, das heisst zur ehemaligen Gewohnheit.

Madagaskar: Corona und Transport
Das tägliche Leben in der Stadt beginnt, wieder fliessend zu werden. Seitdem die ‘Taxi Be’ (der öffentliche Personenverkehr) wieder arbeiten, atmen die Leute ein bisschen auf; das war für die meisten eine Linderung. Wir haben hier zwei Arten von Taxi Be: die eine sind die sogenannten ‘Sprinter’ oder ein Lieferwagen, der für den Personenverkehr umgebaut wurde. Diese dürfen vier Personen nebeneinander in einer Reihe sitzend aufnehmen. Die andere Art sind kleine Mazda, wo drei Personen pro Reihe sitzen. Bis jetzt haben sich die Kosten für den Personentransport noch nicht geändert. Trotzdem müssen alle Angestellten sehr früh aufstehen, um den Verkehrstau zu meiden.

Madagaskar: Corona und Transport
Mein kleiner Bruder hat seine Freundin an der Ostküste Madagaskar, genauer in Tamatave, gefunden. Vor zwei Monaten, wegen des Lockdowns von Antananarivo und Tamatave, hat das Paar dort staatlich geheiratet. Normalerweise muss eine Hoheit ein grosses Familienfest sein. Wir aus Antananarivo konnten nicht dabeisein. Dies ist traurig, aber wir sind froh, dass er den Mut hatte, die Hochzeit ohne seine Familie durchzuführen. Jetzt ist der Autotransfer zwischen Antananarivo und Tamatave wieder geöffnet, aber man darf nur unter gewissen Bedingungen fahren: so muss man vorher einen Corona-Test machen. Die Abfahrt ist nur am Vormittag erlaubt, die direkte Fahrt dauert mindestens 8 Stunden. Die Fahrzeuge müssen vor der Sperrstunde am Ziel ankommen. Die Busfahrer nehmen die Reisenden mit vollständigen ‘Manifest’, in dem alle Informationen über die Reisende stehen, nur in der Bushaltestelle in Antananarivo und im Terminus ist Tamatave auf. Das heisst, die Fahrzeuge dürfen unterwegs keine Passagiere aufladen und keinen Zwischenstop machen.

Der regionale Transport innerhalb der Provinz von Antananarivo wird auch bald öffnen.

Antananarivo Transport

Antananarivo Transport

Madagaskar: Corona und Transport
Die Lastwagen hingegen arbeiteten ohne Stop, die Versorgung der Stadt wurde nicht unterbrochen. Die Region hatte und hat glücklicherweise keinen Nahrungsmangel seit dieser Corona-Zeit. Die meisten der Familien haben aber finanzielle Schwierigkeiten. Doch jeder gibt sein Bestes, um für seine Familie zu sorgen. So wird beispielerweise ein Busfahrer zum Mauerer; wer ein Motorrad hat, macht ‘Taxi Moto’. Wer ein Fahrrad hat, macht damit auch Taxi. Einige sind aus der Stadt zurück aufs Land gegangen und pflanzen Produkte. Zuweilen machten einige auch nicht legale Sachen, aber das war egal. Dem Gedanken, irgendwie durchzukommen, waren keine Grenzen gesetzt.

Jetzt steigen die Kosten etwas. Ein Kilo Reis ist jetzt 2000 bis 2 300 Ariary. Generell kann man aber sagen, dass die Lebenshaltungskosten ziemlich stabil geblieben sind. Kartoffeln kosten 1200 Ariary das Kilo, Karotten 1000 Ariary, ein Blumenkohl kostet je nach Grösse 2000 bis 3000 Ariary. Wir haben also noch etwas Glück.

Madagaskar: Corona und Transport
Jetzt stellen wir fest, dass die Anstrengungen, die der Präsident unternommen hat und die Schwierigkeiten, die die Menschen in diesen letzten fünf Monaten zu bewältigen hatten, etwas gegenüber der Krankheit gebracht haben. Wir haben die Hoffnung, dass alles besser wird. Wie der Präsident gesagt hat, werden auch die Binnenflüge und die internationalen Flüge je nach Situation bald öffnen. Wann genau das sein wird, wissen wir nicht. 

Die grösste Auswirkung dieses Lockdowns von Madagaskar betrifft den Tourismus. Unsere touristische Saison fängt ab April oder Mai an. Die Covid-19 Pandemie war wie ein Hammerschlag auf den Kopf. Die meisten der Reiseveranstalter haben geschlossen und viele Angestellte sind der technischen Arbeitslosigkeit (chômage technique) ausgesetzt. Ebenso alle Angestellten im Zusammenhang mit dem Tourismusbereich: Handwerker, Hotelarbeiter, Autovermietung und viele andere. Der ganze Sektor hat Probleme. In unserem Land haben wir keine Versicherung, die sich um diese Leute sorgt. Vielleicht ist die Öffnung des Himmels für Flugzeuge eine Lösung für das Problem. Wir haben dieses Jahr noch drei Monate, man weiss noch nicht, was alles passieren wird. Aber wir hoffen auf etwas Gutes.

Antananarivo, 7. September 2020; geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo

 

Juni 2020 in Antananarivo

Antananarivo Madagaskar Juni 2020. Avenue de l'Indépendance

Antananarivo Madagaskar Juni 2020. Avenue de l’Indépendance

Covid-19 in Madagaskar

15. Juni 2020 Antananarivo : Die Situation heute
PRIORI-Mitarbeiter berichten aus der Hauptstadt Antananarivo

Juni 2020 in Antananarivo
(15. Juni 2020) In Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, verläuft die Avenue de l’indépendance rund 800 m vom Bahnhof bis zur Strasse Rabefiraisana vor dem Restaurant Gastro Pizza. Sie bildet das Zentrum der Millionenstadt, die sich weit hinaus in die Landschaft frisst.

Die Avenue der Unabhängigkeit liegt im Stadtzentrum von Analakely, das bedeutet kleiner Wald. Früher gab es an diesem Ort Sümpfe und einen kleinen Wald, danach wurde das Gebiet gerodet. Dort, wo seit Urzeiten frisches Quellwasser sprudelte, wurde der Bahnhof von Antananarivo gebaut. Auch heute noch wird er Bahnhof Soarano genannt: Bahnhof des Quellwassers.

Diese Strasse ist ja eigentlich die Bahnhofstrasse. Doch in Madagaskar wurde sie nie so genannt. Erst war sie als Avenue Fallières“ bekannt. Zu dieser Zeit führte sie vom Bahnhof entlang von Wald bis zum Fuss eines Hügels. 1935 begann der Bau der Arkaden, also einer Fussgängerzone entlang von Geschäften mit Schaufenstern und überdacht mit Rundbögen. Das war für damalige Zeiten eine topmoderne Architektur – und ist es geblieben. Die Bahnhofstrasse wurde nach 1945 zur Avenue de la Liberation umgetauft und erst ab dem 26. Juni 1960 bekam die breite Strasse den Namen Avenue de l’Indépendance.

Juni 2020 in Antananarivo
Jahrzehntelang fand hier in Analakely jeden Freitag der Wochenmarkt statt. Das war, so sagte man, der grösste offene Markt der Welt. Der Markt war als Zoma bekannt. Zoma bedeutet Freitag. Jeden Freitag also kamen Tausende und Zehntausende von Menschen hier zum Markt, als Verkäufer und als Käufer. Die ganze Innenstadt war ganztags vollgestopft, mit Waren, mit Menschen und mit weissen Sonnenschirmen. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Freitagsmarkt dann abgeschafft und in mehrere kleinere Marktareale aufgeteilt.

Die Avenue de l’indépendance und das Rathaus waren immer auch Orte von Veranstaltungen und Demonstrationen. Besonders in den unruhigen Jahren zwischen 1972 und 1975 und dann wieder ab 1991 wurden politische Auseinandersetzungen erstaunlich friedlich und manchmal auch handgreiflich auf der Strasse ausgetragen. So überlebte das Rathaus nicht: es wurde abgebrannt.

Der Juni ist in Madagaskar der Monat für die Kinder. Man organisiert viele Versammlungen, Veranstaltungen und spricht immer über Kinderrechte. Aber in diesem Jahr 2020 sieht aufgrund des Corona Virus alles anders aus. So feiern wir dieses Jahr den Kindermonat Juni leider nicht. Normalerweise im Juni gehört die Avenue den Kindern, dort gibt es jeweils Spielsachen wie Karussell, kleine elektrische Autos, Pferde reiten, Verkäufer von allerlei Süssigkeiten, einem Platz für Souvenirfotos und Musik den ganzen Monat. Aber jetzt ist die Avenue einfach ruhig. Die Arkaden mit ihren Banken, ihren unterschiedlichen Büros, ihren Restaurants und Geschäften sind noch da und offen. Sie warten auf Besucher.

Juni 2020 in Antananarivo
In der Mitte der Avenue gibt es auch drei Gartenareale mit der Palmart Bismarkia nobilis / Satrana. Dieser grüne Platz ist für Leute von ausserhalb der Stadt ein Ort, um sich zu erholen oder Mittagessen einzunehmen. Jetzt sind diese Gärten geschlossen.

Im Monat Juni hissen fast alle Madagassen die nationale Flagge in den Farben rot, weiss und grün, und alle Strassen und Arkaden werden mit dieser Nationalfahne dekoriert. Der Nationalfeiertag findet jedes Jahr am 26. Juni statt, den an diesem 26. Juni 1960 erlangte Madagaskar die Unabhängigkeit von Frankreich. Derzeit gibt es auf der Avenue viele fliegende Händler, die Flaggen verkaufen.

Die Festlichkeiten zum Nationalfeiertag finden seit vielen Jahren auf dem Sportplatz von Mahamasina statt. Doch dort sind derzeit Bauarbeiten in Gang. Also werden die Militärs ihre Parade am 26. Juni 2020 in der Avenue machen und 3200 Personen von Armee, Gendarmerie und Polizei werden an dieser Veranstaltung teilnehmen.

 

Covid-19 in Madagaskar

Eisenbahn in Madagaskar. Bahnhof von Antananarivo mit der ehemaligen Forchbahn im Hintergrund (08. Juni 2020)

Eisenbahn in Madagaskar. Bahnhof von Antananarivo mit der ehemaligen Forchbahn im Hintergrund (08. Juni 2020)

Covid-19 in Madagaskar

8. Juni 2020 Antananarivo : Die Situation heute
PRIORI-Mitarbeiter berichten aus der Hauptstadt Antananarivo

Am Anfang dieser Pandemie hier in Madagaskar haben nur wenige Leute gewusst, wie gefährlich und tödlich dieses Corona Virus wird. Doch inzwischen ist Covid-19 ein gefürchteter Begriff.

Jetzt verlieren viele Angestellte ihre Arbeit oder erhalten nur noch einen Teil Ihres Gehalts. Für die Mehrheit der Madagassen sind also finanzielle Schwierigkeit in Sicht. Die Händler verdienen auch weniger, daher versuchen Sie, länger als die vorgegebene Zeit zu öffnen.

Die Taglöhner müssen jetzt bis 15 Uhr versuchen, etwas Geld zu ergattern, ihr Problem liegt darin, dass es derzeit fast keine Arbeit und Auftraggeber gibt. Viele Menschen in der Millionenstadt Antananarivo leben ja ‚von der Hand in den Mund‘ und sind froh, wenn sie einmal pro Tag überhaupt essen können. Das sit auch in vielen Provinzstädten so. Strukturierte Arbeit mit geregelten Gehaltseinkünften sind in Madagaskar weiterhin grosse Malngelware.

Der Region von Analamanga, also ringes um Antananarivo, ist noch isoliert, aber alle Wochenmärkte (jeden Mittwoch in Andravoahangy, donnerstags in Mahamasina und samstags in Isotry) sind offen, aber die Leute sind angehalten, die soziale Distanzierung zu respektieren und einen Mundschutz tragen. Die Restriktionen sind also etwas gelockert verglichen mit jenen vor einem Monat. Für viele Leute ist dies ein Schritt zurück zum fast normalen Leben.

Covid-19 in Madagaskar
Die Eisenbahn (Tamatave – Antananarivo) transportiert nur Benzin aus dem Hafenstadt Tamatave. Passagierzüge gibt es auf dieser Linie ab Antananarivo ja schon lange nicht mehr. Es ist weiterhin verboten, sich von Region zu Region zu bewegen. Madagaskar ist in diesen Monaten nicht nur eine Insel, sondern besteht aus hunderten von Inseln innerhalb der grossen Insel.
Die Sonnenschirme entlang der Strasse vom Bahnhof zeigen, dass der tägliche Markt von „Petite vitesse“ offen ist. Doch es herrscht nur sehr wenig Bewegung. Die Leute haben Angst vor Corona.

Bei uns es ist jetzt Winterzeit und die Viren von Grippe mögen gern Kälte. Hoffen wir, dass diese Pandemie nicht schlimmer wird. Allerdings gibt es jeden Tag Fälle von Covid-19.

Madagaskar: Corona in Tamatave

Corona in Tamatave

Die junge Studentin Françoise kennen wir seit vielen Jahren. Sie studiert an der Universität in Tamatave / Toamasina und zwar sehr erfolgreich. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf an der Küste des Indischen Ozeans. Wir von der PRIORI unterstützen sie, indem wir ihre Texte bezahlen.


Corona in Tamatave
GEFANGEN BEI MEINER FAMILIE

(2. Juni 2020) Das Corona-Virus hat die Welt heimgesucht, es ist ein Virus, das gefährlich ja sogar tödlich ist und die Welt in eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise gestürzt hat.

Madagaskar gehört zu den von diesem Covid-19 Virus betroffenen Ländern, insbesondere in der Hauptstadt und anderen grossen Städten. Die Regierung hat Massnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, indem die meisten Städte abgeriegelt, Strassen gesperrt und der Schulbesuch eingestellt wurden.

Als meine Schwester und ich von diesen Massnahmen hörten, fuhren wir nach Hause zu unseren Eltern aufs Land, es ist ein ruhiges Dorf in der Nähe von Tamatave am Meer, aber doch weit weg von der Stadt und ausserdem ist es noch nicht vom Virus befallen. Also ist es beruhigender, dorthin zurückzugehen – es gibt ohnehin nichts Besseres, als in einer Zeit wie dieser bei der eigenen Familie zu sein. Am Anfang waren die Behörden weniger streng in Bezug auf die Vorschriften gegen dieses Virus, man konnte ohne Maske hingehen, wohin und wann immer man wollte, so dass alle weiterhin auf den Feldern arbeiteten und ihre üblichen Aufgaben erledigen konnten. Wenn meine Familie auf die Felder zur Arbeit geht, gehe ich meinerseits auch dorthin, um ihnen zu helfen. Aber bevor ich gehe, stehe ich am frühen Morgen mit meiner Mutter auf, um ihr beim Herstellen der Beignets zu helfen (mofo baolina und Bajia sind salzige Küchlein aus Bohnen), die meine Schwester dann auf dem Markt verkauft. Dank des Geldes, das sie einnimmt können wir essen oder Reis und Dinge für den täglichen Bedarf kaufen. Mit anderen Worten, dank dieser Beignets, die meine Mutter herstellt, verdient meine Familie ihren Lebensunterhalt.

Corona in Tamatave
Es ist wirklich eine Krise, denn die Dorfbewohner verdienen ihren Lebensunterhalt durch die Fischerei und durch die Erträge der Landwirtschaft. Leider sind die Strassen während dieser Gesundheitskrise gesperrt, so dass keine Käufer kommen, um die Fische zu kaufen. Kein Fischverkauf bedeutet kein Geld! Dazu kommt, dass noch nicht Reiserntezeit ist. Das Leben ist also wirklich hart. Auch können wir nicht alle unsere Beignets verkaufen, so dass wir das was wir noch haben, teilen müssen.

In einer Zeit wie dieser gibt es immer einige, die die Situation ausnutzen, um ihre eigenen Taschen ohne Skrupel zu füllen.  Die Preise der Grundnahrungsmittel wie Reis, Öl, Zucker, Kaffee…  sind um mehr als 30% gestiegen. Aber glücklicherweise erhielt ich Hilfe von einigen guten Menschen, damit kann ich meiner Familie helfen, indem ich Nahrungsmittel oder Dinge, die wir täglich brauchen, einkaufe.

Nach einiger Zeit wurden die Behörden immer strenger: An den Vormittagen lassen sie die Leute nach draussen gehen, aber nachmittags müssen alle zu Hause bleiben. Darum stehen meine Mutter und ich sehr früh auf, um die Beignets zu machen, denn wir müssen diese verkaufen, bevor die Leute aufs Feld gehen, denn jeder hat nur den Morgen, um seine Arbeit zu erledigen.

Jeden Nachmittag nutze ich die Zeit, um meine Schwester und meinen Bruder und seine Klassenkameraden zu unterrichten. Später sitze ich dann vor meinem Computer, um meinen Praktikumsbericht zu schreiben. Und jeden Abend schauen wir auf meinem Computer einen Film an. Ein Tag gleicht dem anderen während dieser Gefangenschaft.

mehr Texte der Studentin Françoise finden sich in der Kategorie Leben als Studentin

Corona Madagaskar: PRIORI Info-Hotline

Die Corona Madagaskar: PRIORI Info-Hotline

Wie immer in Krisensituationen ist PRIORI mit einer Helpline zur Stelle:
Nottelefon 0041 76 409 91 98

Corona Madagaskar: PRIORI Info-Hotline: Wir geben Auskunft über logistische Fragen (Flüge, Vorgehen, Landeskontakte), können aber nicht über ärztliche oder rechtliche Fragen Auskunft geben. Zudem müssen wir erwähnen, dass unsere Auskünfte ohne Gewähr sind und jeweils den Stand der Dinge wiedergeben.Wir PRIORI sind vor Ort in Antananarivo seit 1994 und in Basel seit 10 Jahren. Es ist nicht die erste Krise, die wir durchleben.

Franz Stadelmann, Montag. 16. März 2020, 8:30 Uhr

Corona Madagaskar: Flüge eingestellt

FLÜGE VON UND NACH MADAGASKAR / STAND 14. MÄRZ 2020

Am heutigen Samstag, 14. März 2020, ist der internationale Flugverkehr per Präsidentendekret ab und bis Madagaskar eingestellt. Dies ab Sonntag, 15. März für madagassische Reisende und ab Donnerstag 19. März für internationale Besucher mit Ausreise ab Madagaskar.

In Zeiten grosser Krisen öffnet PRIORI jeweils eine Helpline mit einem Nottelefon: 0041 76 409 91 98

Wir geben Auskunft über logistische Fragen (Flüge, Vorgehen, Landeskontakte), können aber nicht über ärztliche oder rechtliche Fragen Auskunft geben. Zudem müssen wir erwähnen, dass unsere Auskünfte ohne Gewähr sind und jeweils den Stand der Dinge wiedergeben.
Wir PRIORI sind vor Ort in Antananarivo seit 1994 und in Basel seit 10 Jahren. Es ist nicht die erste Krise, die wir durchleben.
Franz Stadelmann, Samstag 14. März 2020, 20h40