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Tamatave Corona 2021

Tamatave Januar / Janvier / January 2021

Am Sonntag 24. Januar 2021 ist es ruhig in Tamatave (Toamasina) in Madagaskar.

Die Handelsstadt am Indischen Ozean ruht. Tamatave ist der grösste Seehafen von Madagaskar und das Tor zur Welt. Hier wird exportiert und importiert. Doch sonntags ist Feiertag.
Nur wenige Leute sind unterwegs, denn es ist auch heiss und die Sonne brennt vom Himmel. Kaum jemand trägt eine Gesichtsmaske. Es ist, also ob Corona Covid-19 nicht existieren würde.

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Der Bahnhof des Manguiers von Tamatave ist ja längst eher ein Businesscenter geworden mit Restaurant, Büros und ein paar Verkaufsläden. Passagierverkehr findet kaum noch statt. Also ist es hier eher ruhig, am Sonntag sowieso. Die Zeiger der Bahnhofsuhr sind überflüssig geworden. Der Bahnhof ‚bei den Mangobäumen‘ schläft.
Tamatave_janvier2021_66Der Markt hat in Tamatave einen hohen Stellenwert.  Die Markthallen sind am Sonntag teilweise geöffnet. Das Marktgeschehen ist allerdings überschaubar. Auch hier hat Covid-19 / Corona einen Rückgang der Aktivitäten verursacht.
Tamatave_janvier2021_17Die Handwerksarbeiten finden kaum mehr Käufer. Die Produkte aus Sisal, aus Raphia,  Gras und Bambus bleiben auf den Verkaufsregalen ebenso wie die Gewürze wie schwarzer Pfeffer und Wildpfeffer, Piripiri / Chili, Zimt, Nelken. Tamatave_janvier2021_19 Tamatave_janvier2021_18 Tamatave_janvier2021_57

Direktverkauf: Eher noch finden die ambulanten Händler Kunden auf der Strasse. Dieser Händler führt auf seinem Karren gleich auch eine Waage mit.
Der Stosskarren, gefertigt aus Recyclingmaterialien, wird ‚calèche‘ genannt, was in deutscher Sprache eher Kutsche als Wagen bedeutet. Auf jeden Fall ist das Transportmittel ideal, um auf den zwei Quadratmetern Frischprodukte zu transportieren und gleichzeitig zu verkaufen. Heute gibt es Papaya, Bananen und Kokosnüsse.Tamatave_janvier2021_03

Die Kokosnüsse werden vom Verkäufer gleich mit seinem ‚coupe-coupe‘ (Machete) aufgehauen und trinkbereit serviert. Kokosnusssaft ist ein beliebtes und erfrischendes Getränk.Tamatave_janvier2021_13

Eis, kalte Joghurt und Sojamilch sind ebenso geschätzte Leckereien zwischendurch. Der Verkäufer kühlt seine Produkte mit Eis und schützt den Kasten mit einem Sonnenschirm. Jetzt im Januar ist es in Tamatave sehr heiss. Temperaturen über 30 Grad sind üblich, ebenso wie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Tamatave_janvier2021_20

Das frisch renovierte Rathaus sitzt am Beginn einer Palmenallee, die bis zum Meer führt. Tamatave hat in den letzten Jahren an Schönheit und Sauberkeit gewonnen. Die Stadt am Indischen Ozean nähert sich wieder dem alten Charme der Hafenstadt zu Zeiten der Passagierschiffe.

RN2 Antananarivo-Tamatave

RN2 Antananarivo-Tamatave

Die Hauptstadt Antananarivo ist mit der Hafenstadt Tamatave durch die RN2 verbunden: die Route Nationale numéro 2. Jetzt zu Zeiten von Corona geht es ruhig zu.

Untenstehende Fotos sind am 22. Januar 2021 aufgenommen und geben einen Eindruck der Landschaft und des Verkehrsaufkommens. Corona / Covid-19 hat das tägliche Leben auch in Madagaskar verlangsamt. Obwohl derzeit keine Reiserestriktionen oder Ausgehverbote herrschen, sind kaum Leute unterwegs.

Der Verkehr auf der RN2 ist normalerweise sehr dicht. Es ist die am meisten befahrene Fernstrasse Madagaskars. Denn der am Indischen Ozean gelegene Hafen Tamatave (Toamasina) ist der weitaus wichtigste der Insel Madagaskar. Die RN2 führt vom Hafen bergan auf das Hochland nach Antananarivo und als RN7 weiter nach Antsirabe. Diese Industriestadt ist auf den Import- und Exporthafen von Tamatave angewiesen. Daher ist das Verkehrsaufkommen zwischen Tamatave-Antananarivo-Antsirabe das deutlich höchste in ganz Madagaskar.

Normalerweise reiht sich entlang der RN2 Lastwagen an Lastwagen. Jetzt, Ende Januar 2021, sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Doch wie üblich sind ein paar Fahrzeuge wegen Pannen hängen geblieben. In Madagaskar gibt es keinen ACS/TCS/ADAC, der innert kürzester Zeit zum Pannenort kommt. In Madagaskar muss sich jeder Fernfahrer selber helfen, um seinen Truck wieder flott zu kriegen. Es herrscht jedoch eine grosse Solidarität unter den Lastwagenfahrern.

Wer also in der Hauptstadt auf der RN2 unterwegs ist, kann jetzt – dank der ruhigen Verkehrslage – die Landschaft richtig geniessen. Ende Januar finden wir uns mitten in der Regenzeit, die ja gleichzeitig auch die heisse Jahreszeit ist. Somit stehen die Felder in grüner Pracht und die unzähligen Reisparzellen strahlen in dunkelgrünem Kleid. Hier und dort sind Strassenarbeiter beschäftigt, Schäden entlang der Route zu beheben. Politiker haben zwar immer wieder eine Autobahn zwischen Antananarivo und Tamatave versprochen, doch bis zur Stunde gibt es in ganz Madagaskar keinen einzigen Meter Autobahn.

Die rund 360 Kilometer Distanz zwischen Antananarivo und Tamatave benötigen im Normalfall zwischen sieben und neun Stunden Fahrzeit. Die Spannbreite hängt ab von der Verkehrsdichte, der Wetterlage und von den Unfällen. Die Strasse ist an mehreren Stellen so schmal, dass zwei Lastwagen nur mit Konzentration und Vorsicht kreuzen können. Unfälle sind häufig. Oft nicht durch Lastwagen verursacht, sondern von ungeduldigen Autofahrern, die sich mit waghalsigen Überholmanövern vordrängeln. Besonders gefährlich sind die übermotorisierten SUV der Neureichen, die ihre Allradfahrzeuge und ihre eigenen Fahrkünste gern überschätzen. Daher ist Madagaskar kein Selbstfahrerland wie es Namibia oder anderswo ist.

Die RN2 ist theoretisch durchgehend asphaltiert. Mangelnder oder unzureichender Strassenunterhalt führt jedoch immer wieder zu tischgrossen Schlaglöchern, zu Ausschwemmungen und zu weichen Strassenrändern. Daher ist es sehr gefährlich, die RN2 (wie auch alle anderen Routen in Madagaskar) nachts zu befahren. Abgesehen davon funktionieren die Lichter nicht bei allen Fahrzeugen – obwohl es, theoretisch, eine verpflichtende Motorfahrzeugkontrolle und regelmässige Untersuchungen gibt.

Entlang der RN2 finden sich zahlreiche Dörfer und Siedlungen. Zwei grössere Orte sind zu erwähnen: die Kleinstädte Moramanga und Brickaville. Von Antananarivo nach Moramanga sind es etwas mehr als 100 km, von Moramanga nach Brickaville knapp 150 km und von Brickaville nach Tamatave gut 100 km.

Die quirlige Kleinstadt Moramanga liegt am Eingang zum Seitental, das zum Lac Aloatra führt. Die Zone um den See Aloatra ist eine der Reiskammern Madagaskars und Abbaugebiet von Bergbauprodukten. Daher führt auch eine Seitenlinie der Eisenbahn dorthin. Moramanga entstand als Etappenpunkt beim Eisenbahnbau vor gut 100 Jahren und hat sich als Handels- und Nachschubstandort für die hügelige Umgebung etabliert. Moramanga liegt auf knapp 1000 m ü. M, Antananarivo auf 1250 m ü. M.
Brickaville am Rianila Fluss war Nachschubort für den Eisenbahnbau und dann auch Brückenkopf für die Eisenbahn und Strassenbrücke über den Rianila Fluss. Dank seinem Standort als Nadelör wuchs der Ort heran. Doch es ist nicht zu übersehen, dass Brickaville stagniert. Die nur rund 100 km entfernte Stadt Tamatave strahlt bis hierhin und zieht dank ihrer Schulen, Universitäten und Handelsmöglichkeiten die Lokalbevölkerung mehr an als Brickaville. Im Rahmen der Malgachisierung der 1970er Jahren, initiiert durch den damaligen Diktator Ratsiraka, wurde aus Brickaville Ampasimanolotra. Doch der neue Name hat sich nicht durchgesetzt. Der Ortsname Brickaville geht auf den französischen Eisenbahningenieur Charles Bricka zurück.