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Madagaskar News

PRIORI Reisen – Madagaskar News: Nachrichten, aktuelle Meldungen und Informationen sowie brandaktuelle News aus Madagaskar sowie zum Madagaskarhaus.

Tamatave Corona 2021

Tamatave Januar / Janvier / January 2021

Am Sonntag 24. Januar 2021 ist es ruhig in Tamatave (Toamasina) in Madagaskar.

Die Handelsstadt am Indischen Ozean ruht. Tamatave ist der grösste Seehafen von Madagaskar und das Tor zur Welt. Hier wird exportiert und importiert. Doch sonntags ist Feiertag.
Nur wenige Leute sind unterwegs, denn es ist auch heiss und die Sonne brennt vom Himmel. Kaum jemand trägt eine Gesichtsmaske. Es ist, also ob Corona Covid-19 nicht existieren würde.

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Der Bahnhof des Manguiers von Tamatave ist ja längst eher ein Businesscenter geworden mit Restaurant, Büros und ein paar Verkaufsläden. Passagierverkehr findet kaum noch statt. Also ist es hier eher ruhig, am Sonntag sowieso. Die Zeiger der Bahnhofsuhr sind überflüssig geworden. Der Bahnhof ‚bei den Mangobäumen‘ schläft.
Tamatave_janvier2021_66Der Markt hat in Tamatave einen hohen Stellenwert.  Die Markthallen sind am Sonntag teilweise geöffnet. Das Marktgeschehen ist allerdings überschaubar. Auch hier hat Covid-19 / Corona einen Rückgang der Aktivitäten verursacht.
Tamatave_janvier2021_17Die Handwerksarbeiten finden kaum mehr Käufer. Die Produkte aus Sisal, aus Raphia,  Gras und Bambus bleiben auf den Verkaufsregalen ebenso wie die Gewürze wie schwarzer Pfeffer und Wildpfeffer, Piripiri / Chili, Zimt, Nelken. Tamatave_janvier2021_19 Tamatave_janvier2021_18 Tamatave_janvier2021_57

Direktverkauf: Eher noch finden die ambulanten Händler Kunden auf der Strasse. Dieser Händler führt auf seinem Karren gleich auch eine Waage mit.
Der Stosskarren, gefertigt aus Recyclingmaterialien, wird ‚calèche‘ genannt, was in deutscher Sprache eher Kutsche als Wagen bedeutet. Auf jeden Fall ist das Transportmittel ideal, um auf den zwei Quadratmetern Frischprodukte zu transportieren und gleichzeitig zu verkaufen. Heute gibt es Papaya, Bananen und Kokosnüsse.Tamatave_janvier2021_03

Die Kokosnüsse werden vom Verkäufer gleich mit seinem ‚coupe-coupe‘ (Machete) aufgehauen und trinkbereit serviert. Kokosnusssaft ist ein beliebtes und erfrischendes Getränk.Tamatave_janvier2021_13

Eis, kalte Joghurt und Sojamilch sind ebenso geschätzte Leckereien zwischendurch. Der Verkäufer kühlt seine Produkte mit Eis und schützt den Kasten mit einem Sonnenschirm. Jetzt im Januar ist es in Tamatave sehr heiss. Temperaturen über 30 Grad sind üblich, ebenso wie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Tamatave_janvier2021_20

Das frisch renovierte Rathaus sitzt am Beginn einer Palmenallee, die bis zum Meer führt. Tamatave hat in den letzten Jahren an Schönheit und Sauberkeit gewonnen. Die Stadt am Indischen Ozean nähert sich wieder dem alten Charme der Hafenstadt zu Zeiten der Passagierschiffe.

RN2 Antananarivo-Tamatave

RN2 Antananarivo-Tamatave

Die Hauptstadt Antananarivo ist mit der Hafenstadt Tamatave durch die RN2 verbunden: die Route Nationale numéro 2. Jetzt zu Zeiten von Corona geht es ruhig zu.

Untenstehende Fotos sind am 22. Januar 2021 aufgenommen und geben einen Eindruck der Landschaft und des Verkehrsaufkommens. Corona / Covid-19 hat das tägliche Leben auch in Madagaskar verlangsamt. Obwohl derzeit keine Reiserestriktionen oder Ausgehverbote herrschen, sind kaum Leute unterwegs.

Der Verkehr auf der RN2 ist normalerweise sehr dicht. Es ist die am meisten befahrene Fernstrasse Madagaskars. Denn der am Indischen Ozean gelegene Hafen Tamatave (Toamasina) ist der weitaus wichtigste der Insel Madagaskar. Die RN2 führt vom Hafen bergan auf das Hochland nach Antananarivo und als RN7 weiter nach Antsirabe. Diese Industriestadt ist auf den Import- und Exporthafen von Tamatave angewiesen. Daher ist das Verkehrsaufkommen zwischen Tamatave-Antananarivo-Antsirabe das deutlich höchste in ganz Madagaskar.

Normalerweise reiht sich entlang der RN2 Lastwagen an Lastwagen. Jetzt, Ende Januar 2021, sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Doch wie üblich sind ein paar Fahrzeuge wegen Pannen hängen geblieben. In Madagaskar gibt es keinen ACS/TCS/ADAC, der innert kürzester Zeit zum Pannenort kommt. In Madagaskar muss sich jeder Fernfahrer selber helfen, um seinen Truck wieder flott zu kriegen. Es herrscht jedoch eine grosse Solidarität unter den Lastwagenfahrern.

Wer also in der Hauptstadt auf der RN2 unterwegs ist, kann jetzt – dank der ruhigen Verkehrslage – die Landschaft richtig geniessen. Ende Januar finden wir uns mitten in der Regenzeit, die ja gleichzeitig auch die heisse Jahreszeit ist. Somit stehen die Felder in grüner Pracht und die unzähligen Reisparzellen strahlen in dunkelgrünem Kleid. Hier und dort sind Strassenarbeiter beschäftigt, Schäden entlang der Route zu beheben. Politiker haben zwar immer wieder eine Autobahn zwischen Antananarivo und Tamatave versprochen, doch bis zur Stunde gibt es in ganz Madagaskar keinen einzigen Meter Autobahn.

Die rund 360 Kilometer Distanz zwischen Antananarivo und Tamatave benötigen im Normalfall zwischen sieben und neun Stunden Fahrzeit. Die Spannbreite hängt ab von der Verkehrsdichte, der Wetterlage und von den Unfällen. Die Strasse ist an mehreren Stellen so schmal, dass zwei Lastwagen nur mit Konzentration und Vorsicht kreuzen können. Unfälle sind häufig. Oft nicht durch Lastwagen verursacht, sondern von ungeduldigen Autofahrern, die sich mit waghalsigen Überholmanövern vordrängeln. Besonders gefährlich sind die übermotorisierten SUV der Neureichen, die ihre Allradfahrzeuge und ihre eigenen Fahrkünste gern überschätzen. Daher ist Madagaskar kein Selbstfahrerland wie es Namibia oder anderswo ist.

Die RN2 ist theoretisch durchgehend asphaltiert. Mangelnder oder unzureichender Strassenunterhalt führt jedoch immer wieder zu tischgrossen Schlaglöchern, zu Ausschwemmungen und zu weichen Strassenrändern. Daher ist es sehr gefährlich, die RN2 (wie auch alle anderen Routen in Madagaskar) nachts zu befahren. Abgesehen davon funktionieren die Lichter nicht bei allen Fahrzeugen – obwohl es, theoretisch, eine verpflichtende Motorfahrzeugkontrolle und regelmässige Untersuchungen gibt.

Entlang der RN2 finden sich zahlreiche Dörfer und Siedlungen. Zwei grössere Orte sind zu erwähnen: die Kleinstädte Moramanga und Brickaville. Von Antananarivo nach Moramanga sind es etwas mehr als 100 km, von Moramanga nach Brickaville knapp 150 km und von Brickaville nach Tamatave gut 100 km.

Die quirlige Kleinstadt Moramanga liegt am Eingang zum Seitental, das zum Lac Aloatra führt. Die Zone um den See Aloatra ist eine der Reiskammern Madagaskars und Abbaugebiet von Bergbauprodukten. Daher führt auch eine Seitenlinie der Eisenbahn dorthin. Moramanga entstand als Etappenpunkt beim Eisenbahnbau vor gut 100 Jahren und hat sich als Handels- und Nachschubstandort für die hügelige Umgebung etabliert. Moramanga liegt auf knapp 1000 m ü. M, Antananarivo auf 1250 m ü. M.
Brickaville am Rianila Fluss war Nachschubort für den Eisenbahnbau und dann auch Brückenkopf für die Eisenbahn und Strassenbrücke über den Rianila Fluss. Dank seinem Standort als Nadelör wuchs der Ort heran. Doch es ist nicht zu übersehen, dass Brickaville stagniert. Die nur rund 100 km entfernte Stadt Tamatave strahlt bis hierhin und zieht dank ihrer Schulen, Universitäten und Handelsmöglichkeiten die Lokalbevölkerung mehr an als Brickaville. Im Rahmen der Malgachisierung der 1970er Jahren, initiiert durch den damaligen Diktator Ratsiraka, wurde aus Brickaville Ampasimanolotra. Doch der neue Name hat sich nicht durchgesetzt. Der Ortsname Brickaville geht auf den französischen Eisenbahningenieur Charles Bricka zurück.

Reisen in Madagaskar

Innerhalb von Madagaskar ist eine Reise derzeit machbar.

Freitag, 22. Januar 2021, Antananarivo. Das Büro einer der mehreren Personentransportfirmen ist geöffnet. Ein paar Passagiere warten auf die Abfahrt. Es herrscht nicht der gleiche Andrang wie zu ’normalen‘ Zeiten.

Jetzt im Januar ist die heisse Jahreszeit. Es ist morgens um acht Uhr bereits ziemlich heiss, die Sonne scheint. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Vor wenigen Tagen durchquerte der Zyklon Éloïse die Insel: von Antalaha über das Hochland bis Maintirano, dann weiter über den Kanal von Mozambique. Der Zyklon hinterliess zwar Überschwemmungen, doch glücklicherweise kaum bleibende Schäden.

Die Leute haben ihre Weihnachtsferien bei der Familie verbracht. So kehren nun eher Leute zur Hauptstadt und zu ihren Arbeitsplätzen zurück, als von der Hauptstadt wegreisen. Daher ist der Andrang nicht gross. Aber auch in Madagaskar machen die Diskussionen um Corona Covid-19 Angst. Madagaskar_reisen_2021
Die Abfahrtshalle des Busbahnhofs ist nur wenig besetzt. Das Tragen von Masken ist obligatorisch. Die Mehrheit hält sich mehr oder weniger daran. Es gibt immer wieder Aktionen der Polizei, die maskenlose Leute anhält und zu Gemeinschaftsarbeit verbrummt. Madagaskar_ferien_2021
Im Prinzip funktioniert der Personentransport wieder ’normal‘. Die Taxi Brousse und die Navettes fahren wieder. Navettes werden jene Kleinbusse genannt, die quasi nach Fahrplan verkehren.
Die eingesetzten Fahrzeuge sind zumeist Minibusse. Nur auf wenigen Linien verkehren grössere Reisebusse. Sie werden Boeing genannt.
Firmendestinationen sind Antsirabe, Antsiranana (Diego-Suarez), Mahajanga, Toamasina (Tamatave) und Fianaranstsoa. Als Destinationskürzel werden die IATA-Flughafenkürzel benutzt.
Eine Tafel zeigt die verfügbaren Plätze für die einzelnen Kurse. Derzeit verkehrt nur ein Kurs pro Tag für Destinationen wie Antsiranana und Morondava. Hingegen werden Antsirabe, Mahajanga, Toamasina und Fianarantsoa zweimal pro Tag bedient. In ’normalen‘ Zeiten sind die Kursfrequenzen weit höher.
Madagaskar_2021Auch Madagaskar sucht sich gegen Covid-19 zu schützen, obwohl die Zahl der Infizierten laut Statistik gering ist. Das mag mit der jungen Bevölkerung zu tun haben, vielleicht auch mit der Sonneneinstrahlung und Vitamin D und vielleicht ist die Statistik etwas schwammig.
Tatsache hingegen ist, dass die Bevölkerung 2020 dramatisch verarmt ist und der Prozess weitergeht. Viele können nicht verreisen, weil sich schlicht das Geld dazu nicht haben. Madagaskar_transport
Die Preise richten sich nach Distanz und Sitzkomfort. Die Klasse VIP bietet sogar WIFI. In jedem Fall aber ist der Sitzplatz garantiert und die Menge des mitgeführten Gepäcks limitiert. Dies ist der grosse Unterschied zu den Taxi Brousse. Dort wird ins Fahrzeug reingestopft, solange es geht. Und die Mitnahme von Gepäck ist quasi unlimitiert: auch Möbel und Tiere werden transportiert.Madagaskar_covid

Im Busterminal sind Restaurants und Snack Bars geöffnet, wie generell in Madagaskar. Verpflegung ist also überall zugänglich. Ein Busterminal sieht sich eher in der Kategorie Flughafen und strebt dieses Niveau an: Lautsprecher, elektronische Anzeigetafel, Informationsschalter.

kulinarischer Spaziergang durch Antananarivo

Kulinarischer Spaziergang durch Antananarivo

Ich heisse Tiaray. Heute freue ich mich sehr, Ihnen über das spezielle Thema „Street food in Antananarivo“ zu berichten. Antananarivo ist die Hauptstadt von Madagaskar.

Madagaskar, die Perle im Indischen Ozean, liegt östlich des afrikanischen Kontinents und ist durch den Kanal von Mozambik getrennt. Der Indische Ozean begrenzt die Ostküste.

Vom Norden bis zur Südspitze erstreckt sich die Insel über eine Länge von rund 1.590 km und vom Osten bis zur Westküste über eine Breite von 590 km, mit einer Gesamtfläche von 592.000 km2. Die Bevölkerung wird derzeit auf rund 28 Millionen geschätzt.

Antananarivo ist die Hauptstadt der grossen Insel. Der Name bedeutet wörtlich „die Stadt der tausend Soldaten“. In Antananarivo gibt es aber auch tausende von Essenstände, Gargottes, Restaurants und ebenso zahlreiche „Fast-Food““ oder Schnellgaststätten. Über die verschiedenen Facetten der sogenannten „Street Food“ bzw. „Schnellimbisse“ werde ich Ihnen heute gern berichten.

Den Alltagstrott der Madagassen sowie die verschiedenen madagassischen Spezialitäten werden Sie heute hautnah kennenlernen und dabei werden Sie herausfinden, was die Bevölkerung gern isst.

Ich werde Sie in drei verschiedene und viel besuchte Viertel im Stadtzentrum führen. Also in den Geschäftsbereich in der Nähe des Sees Anosy, in den Stadtbezirk von 67 ha, wo wir überall die 18 verschiedenen ethnischen Volksgruppen der Insel treffen und schliesslich gehen wir auf den berühmten und grossen Markplatz Analakely im Herzen der Stadt.

Kulinarischer Spaziergang durch Antananarivo
Wir sind im Stadtviertel Anosy und zwar auf dem berühmten Soamanatombo-Markt eingetroffen. Für ein ausgedehntes Frühstück hat der Madagasse kaum Zeit, eine Schüssel Reis zu essen. Die Frühaufsteher freuen sich schon um 5 Uhr morgens oder um 4 Uhr morgens sogar schon um 3 Uhr auf ihre erste Tasse Tee oder Kaffee, dabei essen sie gern leicht gesüsste Reisfladen (oder Mofogasy) oder gesalzene Reisfladen „Ramanonaka“ oder das berühmte „Menakely“. Diese Frühstücksessen sind mit Reismehl gebacken und fritiert.

Ja, Sie sehen, der unentbehrliche Reis ist immer da, wir Insulaner können nicht darauf verzichten…

Und wenn der Madagasse Zeit hat, isst er noch gern dazu ein oder zwei Tassen Reisbrühe mit Spinat oder „Vary Amin’anana“ – dazu ein oder zwei Zentimeter geräuchertes Zebufleisch „Kitoza“ oder Wurst. Letztendlich trinken die Leute dazu immer eine Tasse Tee oder Kaffee (mit oder ohne Milch).

Einige Madagassen bevorzugen früh am Morgen die warmen „Soupe jarret“ (Suppe gekocht mit Zebufüssen), die Gemüsesuppe oder die hausgemachte Nudelsuppe (Soupe Chinoise à la Malagasy). Die leckeren Suppen werden einfach auf madagassisch mit „Lasopy“ übersetzt.

Gegen 10 Uhr knabbern die Leute vor dem Mittagessen die üblichen „croquettes de caca- pigeon“, oder Fleisch am Spiess bzw. Brochettes (oder „Masikita“) oder sogar Komposé. Komposé ist eine lokale Vorspeise bzw. ein Gemüsegericht aus gekochten Karotten, Kartoffeln und roter Rübe (Rande / rote Bete), alles mit Mayonnaise gemischt.

Die Madagassen gehören zu den grossen Reisessern auf der ganzen Welt. Dreimal am Tag essen sie Reis und zwar soviel wie möglich. Zum Mittagessen nehmen sie trockenen Reis, das Gegenteil von der weich gekochten Reisbrühe beim Frühstück. Erinnern Sie sich noch an den „Vary Amin’anana“ früh am Morgen?

Es ist gerade halb eins, Zeit für das Mittagessen. Seit 10 Uhr vormittags haben die Köche und Köchinnen an ihren Essensständen alles vorbereitet und warten jetzt sehnsüchtig auf die ersten Kunden.

Kulinarischer Spaziergang durch Antananarivo
Wir sind wieder im Stadtviertel von Anosy, immer noch auf dem Soamanatombo-Marktplatz. Hier finden Feinschmecker eine reichliche Auswahl an verschiedenen leckeren Gerichten. Wir Madagassen essen gerne Reis mit vielen verschiedenen Beilagen. Im Allgemeinen bestehen diese Beilagen aus Schweinefleisch, aus Zebufleisch oder Fischgerichten und diese werden mit verschiedenen getrockneten Bohnen wie weisse Bohnen, Kaperbsen, Bambara-Erbsen (oder „Voanjobory“ auf madagassisch) oder madagassischen Linsen (Voanemba, Tsiasisa) zusammengekocht. Das Fleisch wird auch mit Gemüsen wie grüner Kohl, Karotten, Choucroute oder Cristophine oder ganz einfach mit den heimischen Spinaten wie „Anamalaho“ und „Anamadinika“ serviert. Diese wachsen wild auf den Gemüsefeldern, schmecken aber wirklich hervorragend: matsiro sagen die Madagassen!

Die Kosten der speziellen Gerichte in diesen Schnellimbissen variieren zwischen 2.000 und 3.000 Ariary bzw. kosten weniger als einen Euro. Die Landeswährung heisst Ariary und der offizielle Kurs für einen Euro liegt zur Zeit bei rund 4600 Ariary.

Wir Madagassen wünschen uns gegenseitig beim Essen mazotoa (ausgesprochen heisst es „maztou“), dies bedeutet auf deutsch guten Appetit!

Für das Dessert essen wir gern Bananen, die leckere Frucht finden wir das ganze Jahr über auf dem Markt. Aus den verschiedenen saisonalen Früchten werden ausgezeichnete Obstsalate zusammengemischt. Diese leckeren „Salade de fruits“ bestehen mindestens aus drei verschiedenen Obstsorten, wie Banane gemischt mit Wassermelone und mit Papaya oder Mango. Sie entscheiden, welche von diesen Mischungen Ihnen am besten schmeckt!

Hauptsache, diese Früchte werden sorgfältig zubereitet. So können Sie diese sorgenlos geniessen. Diese Früchte werden den Gästen immer frisch und schnell serviert!

Nach dem Feierabend und beim „Afterwork“ treffen sich viele in Restaurants zu „Grillades“ und „Brochettes“. Sie sollten im Viertel von 67 ha den berühmten und beliebten Treffpunkt „Super Milomboko“ nicht verpassen. Auch „bei Abdoul“ müssen Sie das spezielle „Pakopako“ unbedingt probieren. Es geht hier um einen dicken und geschmackvollen Pfannkuchen. Das Rezept dazu stammt von der Nordküste der Insel, ist aber sehr beliebt bei allen Madagassen, auch hier in der Hauptstadt. Diese „Pakopako“ werden immer mit den dünn geschnittenen und sauren Gurkenscheiben und den leckeren Moussakiki (Zebu-Fleischspiess) warm serviert.

Diese verschiedenen Gerichte werden regelmässig mit Bier serviert. Beliebt und international renommiert ist das madagassische Bier namens THB (oder Three Horses Bier). Es findet sich buchstäblich in der Ecke und jedem Winkel der grossen Insel.

Die Leute trinken auch gern neben den üblichen süssen Getränken wie Fanta, Soda oder Coca Cola den frischen Saft „Vesou“. Dieser Zuckerrohrsaft ist gemischt mit frisch gepressten Zitronen oder mit Ingwer. Diese spezielle Mischung gibt Energie und ist ein Genuss für die Gaumen! Diese erquickenden Getränke finden Sie im Stadtzentrum Analakely und sind wirklich empfehlenswert!

Es lohnt sich, diese vielen schmackhaften und einmaligen Rezepte aus der ganzen Insel zu probieren, wenn Sie hier in der Hauptstadt vorbeikommen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse. Ich hoffe sehr, diese Entdeckungsreise zwischen Zunge und Gaumen hat Ihnen gut gefallen.

Ich wünsche Ihnen ein wundervolles Jahr 2021. Vielen Dank und hoffentlich bis bald auf der Insel ! Tiaray

Tiaray ist Lehrerin und arbeitet punktuell als Reiseleiterin für PRIORI

Corona: was gilt jetzt in Madagaskar?

Informationen aus erster Hand –
PRIORI Reisen schätzt die allzeit gute Verbindung zur madagassischen Botschaft sehr!

Basel, 4. Dezember 2020 Gerade in so schwierigen Zeiten wie jetzt, ist es für uns noch wichtiger, aktuelle Informationen für unsere Reiseinteressierten aus erster Hand zu erhalten.

PRIORI Madagaskarhaus Basel

PRIORI Madagaskarhaus Basel

So freuten wir uns sehr über den Besuch von vier Vertretern der madagassischen Botschaft in Genf diese Woche bei uns in Basel. Beim ganz «corona-konformen» Mittagessen konnten wir wichtige Informationen zu den aktuellen Einreisemöglichkeiten und -auflagen erhalten und uns gegenseitig über die Meinungen zur Lage in der Schweiz und in Madagaskar, den Prognosen für die kommenden Monate und mögliche Reiseprogramme in Corona-Zeiten austauschen.

Es wurde klar, dass für ein Land wie Madagaskar zurzeit glücklicherweise weniger die gesundheitliche Gefahr durch Corona im Vordergrund steht, als vielmehr die gravierenden Einbrüche in der Wirtschaft durch den Wegfall der Einnahmen durch den Tourismus. Hotels stehen leer, Restaurants werden nur noch von einheimischen Gästen frequentiert, Fahrer und Guides haben keine Kunden und Nationalparks kaum Besucher. Dies alles vor dem Hintergrund fehlender staatlicher Hilfen, wie sie uns hier in der Schweiz zur Verfügung stehen.

Allerdings möchte man die isolierte Lage Madagaskars, der viertgrössten Insel der Welt, gelegen im warmen Indischen Ozean, weiterhin nutzen und die Einwohner so gut wie möglich vor Neuinfektionen durch ausländische Gäste schützen.

Aus diesem Grund besteht immer noch die Ein- und Ausreisesperre in Madagaskar, sowohl auf dem Seeweg, wie auch für den internationalen Flughafen der madagassischen Hauptstadt Antananarivo, Ivato. Hier werden seit Mitte März keine «kommerziellen» Flüge zugelassen, lediglich Repatriierungsflüge finden noch vereinzelt statt.

Anders sieht es aus auf Nosy Be. Die Insel vor der Insel, gelegen im Nordwesten Madagaskars, im Kanal von Mosambik, hat seine «Pforten» geöffnet für Besucher aus einigen Ländern Europas, so auch für Gäste aus der Schweiz.
Selbstverständlich sind auch hier entsprechende vorbereitende Massnahmen erforderlich, die man bei uns im Detail erfragen kann. Auch nach Einreise hat sich der Gast an bestimmte Regeln zu halten, die zu seiner eigenen Sicherheit und der der Gastgeber aufgestellt wurden. So ist es beispielsweise nicht gestattet, von Nosy Be auf die Hauptinsel zu reisen.

Dies sollte jedoch das Erleben und die Entspannung der Gäste nicht trüben, haben die Duftinsel Nosy Be und die sie umgebenden Inseln, wie beispielsweise die Lemureninsel Nosy Komba, doch so viel Interessantes zu bieten!

Weisse, mit Palmen bestandene Strände, klares, türkisblaues Wasser mit Korallenbänken, die zum Schnorcheln und Tauchen einladen, eine einzigartige Naturkulisse, die Kulinarik Madagaskars und die grosse Gastfreundschaft der Madagassen.

Sind Sie also reif für die Insel und möchten aus dem Winter Europas in die Wärme der Südhalbkugel entfliehen, ohne grosse Risiken einzugehen, dann starten Sie mit uns zu den Inseln der Insel, die uns so sehr am Herzen liegt!

Geschrieben von Anke Madagaskarhaus Basel, 4. Dezember 2020

Einkauf von Lebensmitteln

Einkauf von Lebensmitteln

Der Grossteil der Madagassen lebt von Tag zu Tag. Man strengt sich an, etwas zu verdienen, damit man etwas kaufen kann und jeden Abend etwas zu Essen mit nach Hause bringt.

Wir haben in Madagaskar drei Jahreszeiten: Trocken-, Regen- und Winterzeit.

Während und kurz nach der Regenzeit ist es die richtige Zeit, um Reis, Gemüse, etc. zu pflanzen, damit man dann in der Winterzeit ernten kann. So nennt man die Erntezeit „Fararano“ oder «Ende des Wassers». Das heisst, im Winter hat man genug zu essen. Die Trockenzeit nennt man „Maintany“. Ein Teil der Bauern versucht, auch die Zwischensaison zum Anbau von Gemüse oder Reis zu nutzen. Daraus ergibt sich jedoch eine sehr geringe Ernte, die nicht ausreichend ist, um durch die Regenzeit zu kommen. Die Regenzeit, genannt „Maitsoahitra» oder „grünes Gras“ ist die schwierigste Zeit in Madagaskar. Die Landschaft ist zwar sehr schön, aber das kann man leider nicht essen und es gibt immer Regen und auch Überflutungen, so dass zum Teil die Anpflanzungen geschädigt oder gar zerstört werden.

Das Leben der Madagassen ist also von diesem Zyklus bestimmt.
Der grösste Anteil des Reises in Madagaskar stammt aus dem Speicherort Ambatondrazaka, im Nordosten Madagaskars oder aus dem Norden von Antananarivo. Das Gemüse und die Früchte stammen aus der Umgebung von Antsirabe sowie aus dem Süden von Antananarivo und aus dem Westen der Hauptstadt, in Richtung Arivonimamo und Ampefy.

In Antananarivo produziert man auch etwas auf den sogenannten «Betsimitatatra» (breit aber ohne Entwässerung) und der weiteren Umgebung, aber es reicht nicht für die Versorgung der Stadtbewohner.

Die Preise für die landwirtschaftlichen Produkte hängen von deren Herkunft und von den Jahreszeiten ab.

In Antananarivo haben die Leute unterschiedliche Lebensstandards. Die Möglichkeit, wo man einkaufen kann, hängt also davon ab, wie die Leute leben und was sie haben.

So kann man wohl drei Kategorien unterscheiden:

Zum einen gibt es die armen Leute. Die meisten von ihnen schauen am Morgen, was sie am Tag essen könnten. Sie machen also jeden Tag einen Einkauf und planen schon dabei, was sie verdienen müssen, um den nächsten Einkauf zahlen zu können. Sie kaufen also bei einer Epicerie ein und machen eine Art mündlichen Vertrag, in dem die Käufer versprechen, ihren Kredit zu bezahlen. Anschliessend wird in einem Notizbuch vermerkt, was sie kaufen und wie viel sie bezahlen müssen.

Falls ein Käufer nicht genug Geld hat, um seine Schulden zu bezahlen, wird er bestraft. Als Strafe bekommt er für den nächsten Tag keinen Kredit mehr von dem Verkäufer. Das ist schon eine bittere Erfahrung für ihn.

Die Selbständigen gehören auch dazu. Wenn man zum Beispiel Tischler, Metallarbeiter (die Fenster oder Verandas bauen) oder ähnliches ist, ist der Verdienst nicht stabil. Manchmal verdient man viel, manchmal gibt es keine Arbeit, besonders während der Regenzeit (zwischen November und April). Ihr Einkauf gestaltet sich also je nach Möglichkeit durch das Einkommen.

Zum Zweiten wären da die «normalen» Leute, die ein «normales Leben» haben – wohl so etwas wie der «Mittelstand». Das heisst, diese Leute verdienen etwas Geld wöchentlich, halbmonatlich oder monatlich. Sie machen Grosseinkauf auf dem Markt, immer dann, wenn sie ihr Gehalt, jeden Monat oder jede Woche, bekommen. Während dieser Zeit kümmert man sich zuerst um das Wichtigste: Man kauft einen Sack Reis von 25 kg oder 50 kg, der zwischen 60 000 und 120 000 Ariary kostet (ca. 13-26 EURO). Dann ist Schulgeld für die Kinder zu entrichten (mindestens 45 000 Ariary pro Monat/pro Kind = ca. 10 EURO), ebenso Miete (mindestens 100 000 Ariary (ca. 21 EURO) für ein einfaches Zimmer mit einer kleinen Küche und einer Gemeinschaftstoilette) und alle Lebensmittel und Pflegemittel, die man aufbewahren kann, wie Getreide, Öl, Salz, Seife, etc. Der Rest des Geldes, falls es noch einen gibt, ist für Kleider und zum Beispiel für die Gebühr für die Fahrt mit dem Taxi Brousse. Für alle Ausgaben, die darüber hinaus gehen, muss man zu Anfang des Schuljahres und der Regenzeit noch Gelder bei Verwandten oder der Kreditbank leihen.

In den hier beschriebenen Haushalten machen die Familienmitglieder ihren Einkauf selbst, entweder Vater oder Mutter.

Und schliesslich gibt es die reichen Leute, die entweder ihre eigene Firma haben, Politiker in der Regierung sind, Ranglistenoffiziere beim Militär oder ganz einfach Business-Leute. Sie kaufen ein, wenn sie Lust dazu haben. Den dringenden Einkauf macht die «Dame des Hauses» und eine Haushälterin macht den Rest.

Die Madagassen sagen immer: „Ny kibo tsy mba lamosina, ny tsinay tsy mba vatsy“, was auf Deutsch so viel bedeutet, wie «Der Bauch ist kein Rücken, der Magen ist kein Ort zum Speichern“.

Man sieht, beim Einkaufen hat jede Familie ihre eigene, kleine Politik, mit dem ihr zur Verfügung stehenden Geld umzugehen.

Oktober 2020, geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo

Meine Urlaubswoche

Meine Urlaubswoche
Auch hier in Madagaskar ist es üblich, dass Angestellte Urlaub haben. Ich arbeite bei der Reiseorganisation PRIORI in Antananarivo: einerseits im Büro und andererseits als Tour- und Trekkingguide in ganz Madagaskar.

Während der letzten zwei Wochen hatte ich Urlaub. Dies war eine Gelegenheit, meiner Aufgabe als Sohn und auch als Vater nachzukommen.

Mein Vater arbeitet seit 1989 im Bahnhof von Antananarivo. Zu Beginn seiner Laufbahn bei der Bahn überprüfte er die Fahrgäste in den Zügen nach Tamatave, Antsirabe oder nach Ambatondrazaka. In dieser Zeit erhielten Familienmitglieder Sondertickets mit ermässigten Preisen, so dass die Reise aus der Hauptstadt heraus erschwinglicher wurde.
Mein Vater hatte also ursprünglich als Kontrolleur gearbeitet und dann in der Firma am Bahnhof in Antananarivo, die für die Instandsetzung von Lokomotiven zuständig ist, eine Ausbildung als Techniker absolviert und sich später als Metall-Fräser spezialisiert. Dann, nach einigen Weiterbildungen, stieg er zum Chef aller Techniker auf. In dieser Funktion arbeitet er bis heute.
Da die Arbeitsstelle meines Vaters in Antananarivo war, wohnen meine Eltern seit dieser Zeit in der madagassischen Hauptstadt. Nach 31 Jahren Arbeit in seiner Firma wird mein Vater in diesem Jahr in Rente gehen. Somit können meine Eltern nun in ihren Heimatort zurückziehen.
So bereitete ich in meiner ersten Urlaubswoche den Umzug meiner Eltern in ihre Heimat vor. Während der ganzen Woche, von morgens bis zum Abend, kümmerten wir uns dabei um das firmeneigene Haus, das sie all die Jahre bewohnten. Wir haben die Wände gestrichen, kleine Reparaturen gemacht und anschliessend alles sauber gemacht.

Im Haus in ihrem Heimatdorf wurden eine neue kleine Küche und eine Dusche eingebaut.
Am Samstag, den 3. Oktober 2020 sind meine Eltern dann von der Stadt aufs Land gezogen. Wir transportierten alle Möbel und alle ihre weiteren Sachen auf unseren Schultern bis zum Parkplatz, wo der Umzugswagen bereitstand. Später dann wurde alles vom Umzugswagen in ihr Haus gebracht. Das war schon eine recht schweisstreibende Arbeit für alle, aber die Hauptsache ist, dass alles gut gelaufen ist. Am darauffolgenden Sonntag haben wir alle zusammen gegessen. Die war die offizielle Begrüssung der Familie und ein „Willkommen“, denn sie sind lebendig nach Hause zurückgekehrt. Viele Familienmitglieder in Madagaskar ziehen weit von zu Hause weg, auf der Suche nach einem besseren Leben. Und dann ist es natürlich sehr traurig, wenn diese erst wieder in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie gestorben sind.
Für unsere Familie ist es also ein wirkliches Glück, dass meine Eltern, nach zwei Nierenoperationen und einem Unfall zwar, dennoch gesund heimgekehrt sind.

Die zweite Woche meines Urlaubs habe ich zu Hause mit meiner kleinen Familie verbracht. Wir haben gelacht, uns geärgert, etwas zusammen gespielt, zusammen gegessen. Die wichtigste Sache für mich ist, zu schauen, dass der kleine Camaël, der inzwischen 3,5 Monate alt ist und Mickaëlla, die im November 3 Jahre alt wird, gesund sind.

Der Corona-Virus ist hier nicht mehr so präsent wie vor zwei Monaten und so dürfen alle Schulen ihre Türen öffnen, aber man muss immer noch auf besondere Hygiene achten. Mickaëlla hat am letzten Montag, den 5. Oktober 2020 mit der Schule begonnen. Die kleine Familie war komplett und wir haben sie alle zur Schule begleitet. Schon Monate vorher haben wir ihre Schulmaterialien gesammelt. Die Schultasche hat die Form eines kleinen, roten Rennautos und sie hat auch eine spezielle Wasserflasche von meiner Kollegin aus dem Madagaskarhaus in Basel zum Schulanfang geschenkt bekommen. So war Mickaëlla wirklich froh, zur Schule zu gehen, ohne eine Träne.

Und ich war froh, ihren ersten Schultag miterleben zu dürfen, da ich ja Urlaub hatte. Für mich war es eine unbeschreibliche und reiche Erfahrung, denn während aller wichtigen Tage in ihrem Leben vorher, wie ihre Geburt oder ihre kirchliche Taufe, war ich aufgrund meiner Arbeit, immer abwesend. So habe ich diesen Tag nun wirklich genossen.
Schliesslich nutzte ich meine Urlaubszeit noch, um unser kleines Haus zu verschönern, obwohl es noch nicht ganz fertig ist. So habe ich das Innere des Hauses in 4 Tagen gestrichen.
Die Zeit läuft sehr, sehr schnell und daher möchte ich solche Gelegenheiten einfach nicht verpassen.

Oktober 2020, geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo

Die Brücken des Betsiboka und Kamoro

RN4 Madagaskar:
Die Brücken des Betsiboka und Kamoro
Brückenbau in Madagaskar

Die RN4 verläuft von der Hauptstadt Antananarivo nach Norden und führt nach Maevatanana. Das kleine Landstädtchen liegt an der Grenze vom Hochland hin zur Küstenebene. Maevatanana ist auch die Hauptstadt der Region Betsiboka, benannt nach dem Fluss, der das Territorium in Süd-Nord-Richtung durchfliesst.

Die Kleinstadt Maevatanana liegt auf nur 70 m ü. M. am Fluss Ikopa, der die Wasser aus der Hauptstadt heranführt. 40 km nördlich von Maevatanana fliesst der Ikopa in den Betsiboka ein, der sich seinerseits das grosse Binnendelta von Mahajunga ergiesst.

Die Brücken des Betsiboka und Kamoro

Die Brücke über den Betsiboka

Madagaskar, die Brücke über den Betsoboka

20 km östlich von Maevatanana führt bei PK 336+700 eine geradlinige Stahlbrücke über den stürmischen Fluss Betsiboka.

An dieser Stelle wurde bereits 1934 eine erste Hängebrücke mit einer Spannweite von 130 m vom französischen Unternehmen Leinekugel Le Coq erstellt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde diese Hängebrücke 1942 durch die sich rückziehenden Vichy-Truppen beschädigt. Der Mittelteil der Brücke lag zwar im Wasser, doch die anrückenden britisch-südafrikanischen Truppen konnten die eingefallene Fahrbahn trotzdem nutzen.

Am 11. September 1942 überquerte ein alliierter Stosstrupp die Brücke – trotz Beschuss der französischen Vichy-Armee. Die vom Krieg schwer beschädigte Eisenbrücke wurde abgerissen und an fast gleicher Stelle eine einfache Metallbrücke im Stil von Bailey mit gitterartigen Metallverstrebungen erstellt. Die einspurige Brücke mit 280 m Länge ist jetzt noch in Gebrauch. 2015 wurde sie renoviert.

Mit dieser Brücke führt die RN4 über ein dramatisches Szenario zwischen Wasserfall und Stromschnellen, die stufenweise hinunter in eine Schlucht führen. Während der Regenzeit drücken sich die gewaltigen Wassermengen schäumend zwischen die Felsen. Ein eindrückliches Erlebnis.

Am Ende der Trockenzeit wirken die Massen etwas weniger aufregend. Immer jedoch sind sie rotgefärbt mit Erosionserde.

Die Brücken des Betsiboka und Kamoro

Die Brücke über den Kamoro

Die charakteristische Hängebrücke über den Kamoro schaffte es im September 2017 auf eine neue Serie madagassischer Banknoten, es war der 1000 Ariary Geldschein.

Bei PK 406 führt die imposante Hängebrücke auf 206,5 Metern über den Fluss Kamoro. Die Hängebrücke wurde vom Unternehmen Gaston Leinekugel Le Cocq erbaut. (Das Unternehmen baute zwischen 1931 und 1934 drei eiserne Hängebrücken in Madagaskar: Mananjary, Betsiboka und Kamoro.)

Die Brücken über den Kamoro Fluss in Madagaskar

Die Hängebrücke über den Kamoro hat eine Spannweite von 206,5 Metern. Die 12 Befestigungsseile verlaufen über die beiden metallenen H-Pylone 22,7 m über der Fahrbahn. Die Fahrbahnträger hängen an den Trageseilen. Die zweihüftige Brücke ist vernietet.

Die elegante Brücke beinhaltet 876 Tonnen Metall. Während der eine Pylon auf einem landseitigen Sockel steht, ruht der andere auf einer Stützmauer. Von dort führt eine Zufahrtsbrücke von 56 Metern bis zum Land. Die Fahrbahn von vier Metern Breite erlaubt auf der Totallänge von 262,5 m keinen Kreuzungsverkehr.

Die ehrwürdige Brücke geriet allmählich ins Alter. Sie bildete zunehmend einen einspurigen Flaschenhals zwischen der Hauptstadt und dem Norden, durch den sich täglich rund 1000 Fahrzeuge drücken. Es gab keine Alternative zu dieser Brücke: sie war die einzige über den 145 km langen Kamoro Fluss.

2017 wurde sie vom Unternehmen Eiffage TP ausgebessert, finanziert von der Weltbank.

Die Société Eiffage ist ein 1993 durch Fusion entstandenes Baukonglomerat, zu dessen Ursprung nebst vielen anderen Bauunternehmen auch das Unternehmen von Gustave Eiffel (Eiffelturm in Paris) gehört.

Die Brücke ist ein Zeugnis industrieller Kultur und erhaltenswert. Fälschlicherweise wird sie als Eiffelbrücke bezeichnet.

Die Brücken des Betsiboka und Kamoro

Die Brücken über den Kamoro Fluss in Madagaskar

Eiffage TP erhielt auch den Auftrag für den Neubau einer 265,5 Meter langen Brücke gleich nebenan, ebenfalls finanziert durch die Weltbank. Die Arbeiten dauerten zwei Jahre und erfolgten ohne Arbeitsunfall.

Die neue Hängebrücke steht 14 Meter flussabwärts. Ihre 36 Meter über die Fahrbahn hinausragenden Betonpfeiler (Pylone) scheinen leichter und fragiler zu sein als die behäbigen Eisenpfeiler nebenan. Die zweispurige Fahrbahn von 7 Metern Breite liegt 206 Meter zwischen den Pfeilern auf einem verschraubten Eisenbett. 80 Kilometer Stahlkabel wurden benötigt und 4600 m3 Beton verbaut.

Am 17. Juli 2017 wurde die neue Brücke eingeweiht. Der damalige Staatspräsident sagte: ‘Die beiden Bauwerke symbolisieren die Vergangenheit und die Zukunft. Wir dürfen nicht ignorieren, was früher gemacht wurde zur Entwicklung unseres Landes’.

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Madagaskar Konzept der Zeit

Madagaskar ist ein französisch sprechendes Land und die französische Sprache gilt als die zweite offizielle Sprache/die Amtssprache auf der ganzen Insel. Früher wurden die Schüler ausschliesslich nur in ihrer Muttersprache unterrichtet, nach der Kolonialzeit wurde die französische Sprache gemäss dem französischen Schulsystem im Kindergarten und in den Vorschulen eingeführt. Diese Fremdsprache gilt heutzutage als die Verwaltungssprache und die Kommunikationssprache in Madagaskar (z. B. in den Werbungen oder in den Anzeigen usw.)

Eine kleine Minderheit der Madagassen beherrscht die französische Sprache. Sie verwenden viele französische Wörter im Alltag, obwohl sie diese fremde Sprache nicht fliessend sprechen. Aus diesen Gründen begehen viele Madagassen Fehlern beim Schreiben. Sie verwechseln  zum Beispiel die Zeitbestimmung wie „morgen“ und „gestern“, oder „letzte Woche“ und „nächste Woche“…

Als Beispiel können wir diese Nachricht geschrieben von diesen Madagassen nehmen: „Désolé Mr. Moi il y a un problem. Mon Oncle est mort dans le semaine prochain. Je suis ocuppee. A demain“. Wörtlich übersetzt bedeutet dies: „Entschuldigung, Ich habe ein Problem. Mein Onkel ist nächste Woche gestorben. Ich bin beschäftigt. Bis morgen „. Da diese Person die französische Sprache nicht fliessend spricht, hat er Schwierigkeit, seine Meinung in Ausdruck zu bringen. Die Zeitbestimmung „gestern“ verwechseln die Madagassen mit der „Zukunft“ und der Ausdruck “ morgen“  beziehen sie auf die Vergangenheit.

Madagaskar Konzept der Zeit
Die Franzosen und Madagassen haben jeder Ihre eigenen Zeitbestimmungen. Viele  Madagassen auf dem Land gehen nicht in die Schule, lernen nicht richtig diese Fremdsprache, doch verwenden sie ein paar französische Wörter in Ihrem Arbeitsplatz, ohne  die Bedeutung der Wörter oder der Adverbien richtig zu verstehen.

Viele Madagassen leben unter schwierigen Lebensbedingungen, sie leben sozusagen „von der Hand in den Mund“ und müssen ihr tägliches Brot jeden Tag verdienen oder Ihre Schulden am nächsten Tag schon begleichen.

Dieser Idee entspricht genau dem madagassischen Ausdruck: „izay hohanina anio tadiavina androany»: was man heute verdient, muss man heute schon ausgeben“. Die madagassischen Wörter „Anio“ und „Androany“ bedeuten „heute“ oder „an diesem Tag“  und diese beziehen sich auf die Gegenwart, bzw. sie müssen heute alles ausgeben und sind nicht in der Lage an die Zukunft zu denken.(Keine Ersparnis)

Der Sinngehalt beim Ausdruck „Aleo maty rahampitso toy izay izay maty androany“ lautet „besser morgen sterben als heute“ bedeutet, dass die Madagassen sich verschulden müssen, um zu überleben, anders gesagt: sie müssen für heute Kredit nehmen und am nächsten Tag ist dann die Frage, ob sie fähig sind, Ihre Schulden zurückzahlen und auf diese Weise könnten sie natürlich kein Geld sparen.

Madagaskar Konzept der Zeit
Die „Ntaolo“ oder die Alten werden als kenntnisreiche Personen betrachtet. Aus ihren Lebenserfahrungen und Ihrem Alltag ziehen sie die Morallehre und geben gutes Vorbild, Weisheit und Kenntnisse an ihre Nachfahren weiter. Die Sprichwörter, Ausdrücke Redewendungen und Erzählkunst spiegeln die Denkweise und Philosophie der Madagassen.   Deswegen spielt die Vergangenheit eine wichtige Rolle für die Madagassen, aus den Erfahrungen von ihrem Alltag ziehen sie die Lehren für die Zukunft.

Das madagassische Wort „Taloha“ oder „Teo Aloha„, bezeichnet die  Vergangenheit. Das Adverbium „aloha“ bedeutet „vorne“ und sein Gegenteil „aoriana“  bedeutet „hinten oder  „hinter“. Der Buchstabe „T“ bezeichnet die Vergangenheitsform in der madagassischen Sprache. Die Zeitbestimmung  „Aloha“ wird zur Vergangenheit mit „Taloha“ und dieses Wort zeigt, dass die Tatsache schon vergangen ist.

Die Wörter „any aoriana any“ oder „any aoriana“ beziehen sich auf die Zukunft, oder auch etwas,  das noch nicht stattgefunden hat oder was noch hinterher passiert, aus diesen Verwechselungen aus der „Zukunft „und „Vergangenheit“ sind die Missverständnisse in der oben geschriebenen Nachrichten entstanden.

Für die Madagassen bedeutet heute „anio“ oder „androany“ und gestern heisst „omaly“.  Vorgestern heisst wörtlich „afakomaly“ und morgen oder am nächsten Tag heisst „rahampitso“, am übernächsten Tag“ bedeutet „rahafakampitso

Madagaskar Konzept der Zeit
Die Franzosen und Madagassen schätzen die Zeit unterschiedlich ein und im Bezug auf die französische Sprache verwechseln die Madagassen die Zeitbestimmungen. „Anio“ bezeichnet die Gegenwart und „Omaly“ deutet ein Tag früher. „Omaly“ ist also bereits passiert und laut der madagassischen Kultur ist die Vergangenheit viel wichtiger als die Zukunft.

Die Franzosen betrachten den Zeitraum als eine imaginäre Linie, auf der sie sich bewegen können. Andererseits denken die Madagassen, dass die Zeit sich ständig bewegt, also ob sie die Person einholen oder überholen könnte. Die madagassische Begrüssung am Anfang des Jahres lautet „arahaba tratra ny taona„, wörtlich bedeutet dies: das neue Jahr hat uns wieder eingeholt“, dieser Ausdruck bedeutet, als ob die Madagassen vor dem neuen Jahr her gelaufen wären.

Die französischen und madagassischen Satzbildungen sind ganz verschieden. In der Aktivform steht das madagassische Verb am Anfang des Satzes. Je nach der Zeitform ändert sich immer die Buchstabe am Anfang des Verbs. Das Verb beginnt mit dem Buchstaben „M“ um die Gegenwart auszudrücken, mit  einem „N“, für die Vergangenheit und mit einem „H“ für die Zukunft.

Zum Beispiel: die Vergangenheitsform des Satzes:„ich habe gestern die Lektion gelernt“ wird: „Nianatra lesona aho omaly“ geschrieben. Für die Gegenwart „ich lerne die Lektion jetzt“ heisst es „Mianatra lesona aho izao“ und für die Zukunft „ich werde morgen die Lektion lernen“ heisst es:„Hianatra lesona aho rahampitso“.

Die französische Satzbildung ist viel leichter: Das Subjekt steht meistens am Anfang des Satzes, an der zweiten Stelle steht das Verb und die Ergänzung steht ganz am Ende. Die Madagassen schreiben zwar auf Französisch, doch die meisten denken auf madagassisch und so entstehen die Missverständnisse und die Verwechselung bei der Zeitbestimmung.

Die Zeiteinteilung ist in jedem Land anders.  Madagaskar  ist das Land des „Moramora“ , das heisst „langsam langsam“ „immer mit der Ruhe“ „Zeit nehmen“, oder „nicht hetzen“, so ist die Zeitbestimmung vage und relativ .Die Madagassen halten die Vergangenheit viel wichtiger als die Zukunft.

Oktober 2020 geschrieben von Koloina
PRIORI Antananarivo

Sozialhilfe in Madagaskar

Sozialhilfe in Madagaskar

Madagaskar gehört weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt, so dass die Corona-Krise hier besonders starke Folgen im täglichen Leben der Madagassinnen und Madagassen zeigt. So steigt beispielsweise die Arbeitslosigkeit immer weiter an und das Einkommen der Familien verringert sich.

Um diese Folgen zu mindern, organisiert der Staat, zusammen mit internationalen Organisationen, Hilfen, die der Bevölkerung dienlich sind.

So organisierte der madagassische Staat zuerst eine Sanitärhilfe, das heisst, es wurden zahlreiche Zentren zum Kampf gegen die Infektion mit Covid-19 in der Hauptstadt Antananarivo und in einigen Regionen der Insel eröffnet. Das Ziel war, dass an Covid-19 Erkrankte so schnell wie möglich behandelt werden konnten und alle nötigen Medikamente, ohne sie selbst bezahlen zu müssen, erhielten. Die Anzahl dieser Zentren war aber nicht völlig ausreichend, weswegen ein Teil der Erkrankten zu Hause bleiben und mit Hilfe ihrer Familie genesen sollte. Dabei machen die Ärzte ab und zu Kontrollen per Telefon oder kommen, wenn nötig, zu den Kranken nach Hause. Die Arzneimittel bekommen die Betroffenen jedoch in jedem Fall immer kostenfrei vom Staat.

Des Weiteren hat der Staat seine Bürger ermutigt, sich, sollte man Anzeichen einer Covid-19-Erkrankung verspüren, sofort in eine Krankenstation zu begeben, um Medikament zu erhalten, die dann eingenommen werden können. Inzwischen nehmen die Krankheitsfälle ab, aber alle Verantwortlichen sind nach wie vor sehr wachsam.

Sozialhilfe in Madagaskar
Parallel zu der Ankunft von Covid-19 in Madagaskar, begann der Staat Nahrungs- und Finanzhilfe zu leisten. Am Anfang war es der „Tsena mora“ („billige Markt“), wo beispielsweise 3 bis 5 kg Reis, ein Liter Öl, Zucker und andere Grundnahrungsmittel, wesentlich günstiger als auf dem normalen Markt, angeboten wurden. Dann wurde die „Tosika fameno“ („ergänzende Hilfe“) organisiert. Dabei handelt es sich um die Verteilung von jeweils 100 000 Ariary an bedürftige Familien der Stadt. Später wurde ein Betrag von jeweils 30 000 Ariary verteilt und eine bereits vorher erstellte Liste von Lebensmitteln, die man in einem Geschäfte holen kann. Inzwischen heisst die Hilfe „Vatsy Tsinjo“ („Essensvorräte-Hilfe“), in Form eines Sackes von 50 kg, mit Reis, anderem Getreide, Öl und anderen Grundnahrungsmitteln. Diese Art von Hilfe wird von vielen Familien gerne angenommen.

In diesem Schuljahr zahlen die Eltern bei den staatlichen Schulen kein Schulgeld mehr. Sie müssen sich vielmehr nur um das Schulmaterialen kümmern, was die finanzielle Situation der Eltern natürlich sehr erleichtert.

Andere Länder, ausserhalb von Madagaskar, geben auch diverse Hilfen.

Nachmittags ist im Fernsehen eine staatlich organisierte Sendung zu sehen, welche Informationen über die Entwicklung der Zahl der Infizierten gibt. Hier werden auch Ärzte und weitere Fachleute aus unterschiedlichen Fachgebieten eingeladen, die über alles sprechen, was mit der Covid-19-Pandemie zusammenhängt.

Sozialhilfe in Madagaskar
Sehr viele Leute haben jetzt auch psychische Probleme und verlieren das Vertrauen in sich und das Leben. Gleichzeitig können vermehrt psychosomatische Erkrankungen wie hoher Blutdruck oder Herzprobleme festgestellt werden. Leider wird von 99 Prozent der Bevölkerung kein Psychologe konsultiert, da die meisten gar nicht wissen, dass ein solcher existiert und zu Rate gezogen werden könnte. Auch könnte man sich eine Behandlung wohl gar nicht leisten.

Daher wird in der Fernsehsendung auch psychologischer Rat gegeben und Beistand geleistet. So machen die dort eingeladenen Ärzte Vorschläge und geben Rat, wie Stress vermieden oder bekämpft werden könnte oder wie man ein gutes Familien- oder Sozialleben pflegen kann.

Es gibt viele soziale Schwierigkeiten, aber die Madagassinnen und Madagassen versuchen nun wieder vermehrt „aufzustehen“ und diese zu überwinden.

Antananarivo, 21. September 2020; geschrieben von Michaël, Trekkingführer PRIORI und Mitarbeiter im Büro PRIORI in Antananarivo